Mittwoch, 26. November 2014

Die Sprache des Herzens

Entlich... Nach langer Zeit. Es muss ein Rückblick der letzten 2 Monate gemacht werden.

Wiedereinmal hatten wir Kongress, diesmal war es ein Heimspiel. Zuhause in Mbarara.
Wir erinnerten uns daran, wie die Kongresse vor 2 Jahren noch aussahen… Plastikplanen gespannt, Radiolautsprecher in Sperrholzboxen kriminell aneinander gedrahtet und vieles mehr.
Heute hatten wir sieben 6 x 6m große, stabile, schöne Zelte vom Bethel bekommen. Neue Aussenbeschallungslautsprecher, einen Generator, neue voll-Kupfer-Kabel… Ach war das herrlich.



Das Programm wurde in Runyankore (‚RR‘ theokratisches Kürzel) abgehalten, wobei der Gastredner und im Hintergrund der Zeltstadt einige Vorträge simultan ins Englische übersetzt wurden.



Das Wetter hat auch mitgemacht, da im Moment Regenzeit ist, oder wäre.
Aus unserer ehemaligen englischen Versammlung haben sich 2 neue Brüder und 2 neue Schwestern unseren Reihen angeschlossen. Darunter eines der Studien die Jehova Carmen anvertraute. Annet Odong




Seit unserem Wechsel aus der englischen Versammlung in die Runyankore ist uns so stark aufgefallen, wie wichtig die Sprache des Herzens ist. Wo es im Englischen bei durchschnittlich 110 Anwesenden (47 Verkündiger), nur gerade 4 Muttersprachler gibt(!!!) sind es in der RR Versammlung von durchschnittlich 74 Anwesenden (46 Verkündiger) 17 Verkündiger die NICHT Muttersprache RR haben. Die restlichen stammen aus Ruanda, Deutschland, USA, Kenia, und dem Zentrum und Osten Ugandas, was aber nicht heißt, dass sie die Sprache nicht fließend beherrschen.
Das schlägt sich auf das Klima und den Geist einer Versammlung enorm nieder. Wenn du Jehova in einer Sprache anbeten kannst die dir im Herzen klingt. Die Zusammenkünfte sind so viel herzlicher und fröhlicher, die Gesänge lauter und die Kommentare tiefgründiger.
Der Wechsel in die RR Versammlung war die beste Entscheidung seit Monaten, eine Entscheidung die wir schon sehr viel früher hätten fällen sollen.
Obwohl wir mit der Sprache enorm kämpfen und nur kleine Fortschritte machen, fühlen wir uns so wohl und so glücklich.
Die Sprache des Herzens ist halt schon die Türe zu den Menschen…
Kürzlich begrüßte mich eines meiner Studien mit einem „Willkommen“, furchtbarer Akzent zwar, doch halt in Deutsch… Das war was ganz anderes…

Jetzt sind es 23 Monate seit dem ersten Schritt auf afrikanischen Boden. Doch erst jetzt fangen wir langsam die Kultur und das Verhalten unserer Mitmenschen zu verstehen und einzuordnen.
Im generellen führen die Menschen hier, vor allem dieser Stamm, ein derart unmoralisches Leben, dass manche über Sodom und Gomorra als anständigere Städte sprechen. Sex ist in dieser Kultur hier fast wichtiger als Essen.
Dies erklärt die Entartung der Männer und die niedrige Stellung die der Frau in der Gesellschaft eingeräumt wird. Die Frau ist für viele nicht mehr als ein Stück Fleisch.
Der Dienst hier gestaltet sich deshalb vor allem für Schwestern ziemlich anspruchsvoll…
Es ist beruhigend zu wissen, dass Jehova in seiner Güte immer noch zuwartet, er möchte das Letze bisschen „Gutes“ aus diesem Teil Ugandas herausgepresst haben…
Und wir dürfen, mit den anderen 93 Verkündigern mithelfen diese wenigen, verbliebenen, demütigen Menschen zu suchen und zu finden. Wir erachten dies als ein sehr großes Vorrecht.
Lasst uns nur mal laut denken… Wenn man bedenkt, dass Gottes Königreich nun schon 100 Jahre im Himmel herrscht. Seit 1914. (An alle, die dies nun, verständlicher Weise befremdend finden: fragt das nächste Mal einen Zeugen Jehovas, wenn er an eurer Tür steht, oder checkt auf jw.org)
Die Seraphe (Engel von sehr hohem Rang, die um den Thron Gottes dienen) versammeln sich um Jesus Christus, den bereits amtierenden König, und um eine Teil der 144‘000 Mitregenten Jesu Christi, und diskutieren über den absolut miserablen Zustand in welchem sich die Erde befindet und wie degeneriert doch die Menschheit geworden ist, wenn man bedenkt, dass sie ja im Bilde Gottes erschaffen wurde…
Wie sehr diese mächtigen Geistgeschöpfe doch Jehova bewundern mögen, für die noch nie dagewesene Geduld und Liebe, die kein Äquivalent kennt, die er gegenüber der Menschheit übt und tagtäglich zeigt und zum Ausdruck bringt.

Nicht zu fassen, wenn Jehovas Haupteigenschaft "Gerechtigkeit" wäre und nicht Liebe. Würde Jehova alles und jeden nach dem gerechtigkeitsprinziep richten.... Wie schäbig würden wir alle da stehen... Kaum auszumalen, wie sehr viel höher Jehovas Ansprüche, ja der gesamte Vorsatz doch geworden wären. Wunderbare Wörter wie "unverdiente Güte" oder "loyale Liebe" würden keinen Sinn machen und wären nicht tröstend.

Wir beide erachten es wirklich als ein grosses Vorrecht, ja Privileg hier in Uganda zu dienen. Wir verstehen, dass es nicht jedermans/fraus Sache ist, einige vielleicht einen solchen Schritt nicht verstehen oder nicht für nötig befinden. Und trotzdem kann, ja, muss sogar gesagt werden, dass es keine vorrangige Rolle spielt, was wir, oder unsere Familien oder Freunde denken, was das Beste oder Vernünftigste zu tun wäre... Entscheidend und massgebend ist, was Jehova durch seinen Geist für Zeichen gibt.

Kürzlich stiessen wir wieder einmal auf den Text in Kolosser 3:16 und 24 wo es auszugsweise heisst, wir sollen 'das Wort des Christus reichlich in uns wohnen lassen und alles was wir tun würden sollten wir mit ganzer Seele tun als für Jehova und NICHT für Menschen.

Jehova ist massgebend, nicht die Meinugnen von uns oder allgemein Menschen.
Jehova hat sich in den Vergangenen Monaten nicht zurückgehalten uns als seine Diener dort einzusetzen wo er es für Richtig hält. Ja, nach wie vor haben wir herausragende und eindrückliche Diensterfahrungen, die Uganda immer noch zu einem Dienstparadies machen.
Zum Beispiel Donna. Bereits erwähnt, doch immer wieder herzerwärmend.
Sie gehörte hier in Uganda einer Kirche an, in welche auch viele Weiße gingen. Koreaner, Australier, Europäer. Doch die afrikanischen Pastors, schirmten diese immer irgendwie vom „gewöhnlichen Volk“ ab, um sicherzustellen, dass sie selber die meiste Zuwendung bekamen und selber am meisten profitierten.
Diese Kirche allerdings, und das ist bemerkenswert, lud alle jungen willigen Mitglieder der Kirchgemeinde dazu ein, ein Jahr lang Land ihrer Wahl zu predigen.
Kost und Logie sowie alle finanziellen Aspekte wären gedeckt, nur der Flug musste selber bezahlt werden.
Es meldeten sich viele an. Auch Donna. Die Mehrheit wählte, wen wundert es, die Vereinigten Staaten von Amerika… Doch leider nicht wegen dem Wunsch zum Predigen… Alle hier wollen weg aus Uganda. Und vor allem wollen sie in die USA, da sie denken, dort sei ja alles besser.
Donna hingegen, wählte Ghana, da sie dachte, dass dort „größerer Bedarf“ wäre. (Das ist ja schon ein theokratischer Ausdruck)
Nun ja, es kam alles anders. Ihr Vater, der eine Naturheilpraxis mit Bioresonanz führt, rief sie an und bestellte sie von Kampala nach Mbarara, um für Ihn zu arbeiten.

In ihren noch jungen 24 Jahren ging sie von einer Kirche zur anderen, von diesem Workshop zu jener christlichen Konferenz. Sie suchte wirklich nach der Wahrheit und bemühte sich darum. Sie wollte Gott kennenlernen. Ihre Schüchternheit und ihr damals noch geringeres Selbstwertgefühl führten dazu, dass sie an viele dubiose Kirchen und habgierige „christliche“ Institutionen geriet.
Nun war sie aber in Mbarara. Man kann wirklich sagen dass Jehova sie gezogen hat, denn hier in Mbarara wurden ihre Gebete nach der Wahrheit endlich erhört. Zeugen Jehovas fanden sie, begannen mit ihr zu studieren und Donna machte die nötigen Schritte. Die Wahrheit veränderte ihr Leben zum Besseren und sie ließ es zu, obwohl sie stark mit Spiritismus zu tun hatte und ein unmoralisches Leben führte. Die Wahrheit bereicherte Ihr Leben.
Man könnte es nicht besser ausdrücken als mit Donnas eigenen Worten.
„Als ich in den Königreichsaal kam, war es für mich wie nach Hause zu kommen. Ich bin endlich zu Hause!!“

Erfreulicher Weise hat sie sich nun dazu entschlossen, den Dienst aufzunehmen und hat sich in der Theokratischen Perdigtdienstschule eingeschrieben.

Es würde uns nicht überraschen wenn sie in einigen Jahren in Ghana dienen würde, da wo "grösser Bedarf" herrscht...

Fortsetzung folgt.

 

Freitag, 29. August 2014

"Wauh... Bist du fett geworden...!!"



Es ist immer wieder ein Erlebnis nach Uganda zu kommen. Da denkt man doch dass man sich doch nun eigentlich etwas auskennen sollte… Doch auch hier verändert sich viel.

Die ersten paar Tage verbrachten wir in der Hauptstadt Kampala. Kitende heißt der Distrikt.

Es war so staubig, heiß und voller Smog, dass wir es ziemlich in den Atemwegen spürten und dem entsprechend Heiser und Schnupfen hatten.


Der Kongress allerdings war ein wahrliches Highlight. So schön. Wenn man bedenkt dass Uganda gesamthaft (nur) 6400 Verkündiger zählen kann, waren eine Anwesendenzahl von 8700 sehr, sehr erfreulich.

 
Nambole National Stadion, Kampala
Für viele Brüder war es das erste Mal in ihrem Leben, dass sie so viele Brüder und Schwestern an einem Haufen sahen. Viele verstanden erst jetzt, und brachten dies auch verbal zum Ausdruck was „weltweite Bruderschaft“ bedeutet.
Die meisten saßen 3 Tage lang bei sengender Sonne auf rauen Betonsockeln und lauschten dem Programm. In einigen Teilen des Stadions hatte es noch PVC Hocker, doch alle ohne Rückenlehne.

Keine Reklamationen oder Beschwerden. Viele hatten ein ganzes Jahr lang gespart um an diesem Kongress zugegen zu sein. Während dem Programm war auf den Gängen und vor allem im Schatten kaum jemand zu finden der herumliefen oder sich unterhielt. Es war eindrücklich.

Das Verhalten der Brüder und Schwestern hat unsere Wertschätzung, einem Kongress beizuwohnen, enorm gesteigert.

108 neue Brüder und Schwestern wurden unseren Reihen hinzugefügt. Darunter auch ein Mann, der gelähmt ist. Er wurde auf eine Bare gelegt und durch 4 Täufer vollständig unter Wasser getaucht und dann gehoben.



Wie schön doch das Wiedersehen mit unsern afrikanischen Freunden war. Umarmungen und Tränen und ein ganz spezielles Begrüssungsritual. Mir über den Bauch streicheln und sagen. „Wauh. Bist du Fett geworden!“
„Big is beautyful“ So hieß es hier schon immer. Je fetter desto besser. Ob dies nun im meinem Fall zutrifft muss hier nicht besprochen werden. Ist ja auch nicht entscheiden… Wir sind auf jeden Fall so glücklich wieder zurück zu sein.

Jetzt müssen wir uns wieder daran gewöhnen, dass das Taxi, das um 5 hätte da sein sollen, erst um viertel nach sechs kommt. Oder dass, wenn man ein Bügeleisen kauft, es natürlich auf Herz und Nieren im Laden getestet werden muss um sicherzustellen, dass alles funktioniert. Danach wird es einfach, heiß wie es ist, in die Kartonverpackung zurückgelegt und dem Kunden überreicht. Dieser riskiert, dass plötzlich sein Einkaufswagen in Flammen aufgeht, weil die Kartonverpackung Feuer fängt.




Es ist herrlich. Als wir vor 4 Monaten unseren Studien und Rückbesuchen so wie Nachbarn und so sagten, dass wir für einige Zeit nach Hause gehen würden, aber am 25. August wieder im Land sein würden, rechneten wir niemals damit, dass die sich dies merken würden. Am 25. August klingelte ständig das Telefon. Viele riefen uns an und fragten wie es geht und wann wir nach Mbarara kommen würden.
Wir sehen ja fast wie texanische Grossviehzüchter aus...

Man sieht, dass Leben hier ist so viel weniger hektisch… Die Menschen sind nicht so überschüttet mit Eindrücken und Informationen. Sie haben noch mehr Platz sich Dinge zu merken. Die Rad der Zeit dreht sich hier wirklich noch langsamer.








Am Montag nach dem Kongress zeigten wir Donna, eines der Studien die Jehova uns anvertraute, das Bethel. Donna arbeitet bei ihrem Vater der vor 20 Jahren auch mit Jehovas Zeugen die Bibel studiert hat.


Als sie ihm sagte, dass sie für den 22. - 24. August nach Kampala wolle, erlaubte er es ihr nicht. Doch als sie nachhackte und erwähnte das Regionaler Kongress sei, lenkte er sofort ein und meinte, „Das ist ja was ganz anderes. Den solltest du nicht verpassen. Geh nur.“
Sie erwähnte auf dem Weg zum Bethel, dass sie gerne bei ihrem Vater arbeite, weil diese Stelle es ihr ermögliche in den Dienst und alle Zusammenkünfte zu gehen.


Etwa eine Stunde vor der Bethel Führung, bevor wir Donna trafen, meinte Carmen noch, dass sie vergessen hatte zu sagen, wie man sich im „Haus Gottes“ was ja „Bethel“ bedeutet, anzuziehen hat.

So wie wenn man an eine Kongress oder in die Versammlung oder den Dienst gehen würde.

Ich meinte daraufhin, dass die Wahrscheinlichkeit, dass eine Afrikanerin Hosen anhat sehr klein sei und gerade bei dem Fortschritt den Donna gemacht habe, könne ich mir nicht vorstellen, dass sie kein Kleid oder keinen Jupe anhat…

Carmen rief sie an… Sie hatte doch tatsächlich eine Hose an!

Unser Fehler, dass wir sie nicht vorher informiert hatten. Doch demütig wie Donna ist, ging sie zum nächst besten Stand und kaufte sich ein schönes Langes einteiliges Kleid, welches sehr würdig für einen Bethelbesuch war.

Sie war begeistert von der Führung und dem Bethel allgemein. Der Kontrast zwischen dem Bethel und der ganzen Außenwelt ist speziell in Drittwelt – oder Entwicklungsländer noch deutlicher als in sogenannt „entwickelten“ Ländern.
Sie könnte sich gut vorstellen einmal im Bethel zu dienen.

Nun sind wir wieder in Mbarara. Nach dem wir uns nun wieder eingerichtet und Fuß gefasst haben… Werden wir bald wieder den Dienst aufnehmen. Das wird eine Freude.
Am Donnerstagabend waren wir das erste Mal in der Runyankore Versammlung und wurden willkommen geheißen. Es ist taff sich wieder auf dem Niveau eines Kindes zurück zu finden, als man noch „Jesus“ oder „Paradies“ ins Mikrofon gehaucht hat… Wir haben gestern von der gesamten Versammlung etwa 5 Wörter verstanden. Die Vorbereitung für das Buchstudium hat über zwei Stunden in Anspruch genommen- Für 10 Abschnitte!!

Nächsten Donnerstag darf ich schon meine erste Vorlesung haben und mir wurde ein  öffentlicher Vortrag im November zugewiesen. Am Anschlagbrett steht: „Without Interpreter“ (Ohne Dolmetscher).

Samson meinte, je eher wir dich ins kalte Wasser werfen, desto eher lernst du schwimmen. Im Moment klingt dies hart.

Wir sind jedoch so motiviert und ehrgeizig diese Sprache, Runyankore, so gut wie möglich zu lernen, zu gebrauchen und zu nutzen.

Die Brüder und die Organisation sind uns dabei eine echte Hilfe und es bereitet Freude.

Einfach „poram‘ pora“ was in Runyankore heißt: „langsam, langsam“…


Mittwoch, 30. April 2014

Wieder Schweizerdeutsch...


So, jetzt ist es bald wieder so weit... Vom Englisch und Runyankore dominierten Mbarara hatten wir heute eine sehr angenehme Fahrt zum Flughafen Entebbe. Wir stoppten noch beim Bethel und verabschiedeten uns von Michael und Doris Reis.

Es waren wieder tolle Wochen, viel los. Wir haben entlich für ein neues Visa (Arbeitsbewilligung) angemeldet.
Wir haben eine neue Wohnung gefunden, die nun ein zweites Badezimmer und ein Gästezimmer hat. Im September ziehen wir dort ein.

Unsere besten Freunde, Clint und Andy Polley, sind neu zugeteilt worden und wurden nach Kabale, was 3 Stunden von uns entfernt ist, "versetzt". War sehr emotional. Doch dienen wir alle immer noch dem selben wunderbaren Gott, Jehova.

Ach, es gibt noch so viel zu sagen, doch das sagen wir euch dann ab Morgen 1. Mai 2014. 8.20 Uhr. Zürich Flughafen.

Wir lieben euch alle und freuen uns auf euch.


So verbleiben wir direkt aus der Lounge in Entebbe...

Jonathan und Carmen.

Ez redemer de weder so we üs de Schnabel gwachse esch...




 

Freitag, 7. März 2014

Unverdiente Güte



Nun Ja. In Versprechen zu halten, scheinen wir nicht so gut zu sein…


Es hat lange gedauert. Zu lange. Mehr als vier Monate.


Was kann man da sagen? Die Zeit verflog unbeschreiblich schnell. Wir erlebten so viel spannendes und eindrückliches. Wir schleppten uns durch Wechselbäder der Gefühle. Selbstzweifel, absolute Dankbarkeit, Angst und dann wieder tiefste Wertschätzung.

Wir bemühen uns immer, dem Beispiel der Lebensberichte in der Literatur oder vor allem auch den Jahrbüchern zu folgen. Diese Berichte sind immer steht’s positiv gehalten und zur Ermunterung und zur Erbauung gedacht. Sie sollen ein Ansporn sein. Ansporn für alle Personen, die sich ernsthaft mit der Optimierung und dem Fortschritt ihres eigenen Lebens befassen und so Anhaltspunkte finden können, neue Ziele zu stecken.


Uns persönlich gefallen diese Berichte immer sehr. Sie ermuntern uns und spornen uns an. Gerade jetzt wieder im neuen Jahrbuch über Sierra Leone und Guinea. Toll zu lesen über Afrika. 


Einer unserer Missionare antwortet an den Jährlichen Besuchen des Vertreters der Leitenden Körperschaft auf die Frage „wie geht’s da bei euch so?“ mit: „Willst du die Version, die gedruckt werden soll, oder wie es wirklich ist?“


Über die Gefühle, Erlebnisse und über das Leben dass wir hier in Uganda haben zu sprechen ist nicht immer einfach, vor allem wenn es positiv klingen soll. Es ist besonders gegenüber jemandem schwer, der nie hier war und nie erlebt hat wie es ist, länger hier zu leben. Alles in allem sind wir jetzt 16 Monate hier. Wir kennen 3 Stämme, in EINER Stadt, EINER Region, EINES Bezirks, EINES Landes in Afrika wirklich gut. Doch die ständig grösser werdende Kluft zwischen Schwarz und Weiß, sowie bitterer Armut und vermeintlichem Reichtum macht das zwischenmenschliche manchmal sehr schwer. 


Carmen wird jeden Tag aufs übelste sexuell belästigt, genötigt und oft sogar angefasst. Oft und regelmässig wirst du um Geld angebettelt, oder es fast uns jemand  an und lässt einen diskriminierenden Spruch zu unserer Hautfarbe oder unserer Herkunft fallen.


Wir könnten gut damit leben wenn es ein oder zwei Mal vorgekommen wäre. Doch es ist unser täglich Brot. Es ist ein Dauerzustand, der dir so dermaßen auf die Nerven gehen kann, dass du zum Teil eine richtige Aggression aufbaust.

In solchen Situationen die Ruhe zu bewahren und/oder die christliche Persönlichkeit nicht abzuziehen, ist eine echte Herausforderung. 


Objektivität ist wichtig. Wir möchten ehrlich sein und nichts schön reden. Doch getreu dem Vorbild eines Jahrbuches möchten wir die herausragendsten und positiven Ereignisse der letzten vier Monate preisgeben.
 
Kongresssaal in Fort Portal mit 234 Anwesenden und 7 Täuflingen.




Unter den Ersten


Die ersten Zeugen Jehovas in Bwuizibwera
Nach einem Ermunternden Kreiskongress in Fort Portal durften wir zusammen mit allen anderen 129 Versammlungen im ganzen Land ein wirkliches Vorrecht wahrnehmen. Erstbearbeitung neuer, noch nie berührter Regionen Ugandas. Erst Kontakt mit der Wahrheit. Jede Versammlung konnte sich aus einer Liste ein oder zwei neue Dörfer aussuchen und diese „erschließen“.


Bwuizibwera. 25km von Mbarara entfernt. Ich hatte das Vorrecht, die erste Gruppe zu begleiten. Es ist ein spezielles Gefühl in so einem Gebiet aus dem Auto zu steigen (nicht gerade so wie „ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer für die Menschheit“). Und doch. Du steigst aus, und siehst lauter Menschen, die noch nie irgendetwas von Jehova, seiner Zukunftsversprechungen oder seinem Vorsatz gehört haben. Die sechs „Pioniere“, in drei Gruppen aufgeteilt, schwärmten aus. Nach 4, 5 Stunden Predigtdienst hatten wir gerade mal 20m zurückgelegt. Ein unvergessliches Erlebnis. Wir erlebten mit, wie der Einfluss der guten Botschaft ein neues Gebiet erreichte. Am Ende von 4 Tagen erreichte die Zahl der abgebeben Literatur bereits die Grenze von 1000 Broschüren und 400 Zeitschriften.



Der erste Kontakt mit dem Namen Gottes - in der Sprache des Herzens der
Menschen, Runyankore
Die Freude der Menschen, welche mit dieser herrlichen guten Botschaft des glücklichen Gottes konfrontiert wurden, können wir nicht in Worten beschreiben. Man kann sagen, wir erlebten direkt mit, wie die geistigen Grenzmarkierungssteine der Wahrheit ausgerissen wurden, um weiter nach vorne verlegt zu werden.

Die Organisation wird nun entscheiden, nach dem alle Abschlussberichte im Zweigbüro eingetroffen sind, in welcher Gegend mehr Sonderpioniere eingesetzt werden und wo vermehrte Anstrengungen unternommen werden, die Königreichsinteressen zu fördern.



Anette


Aber auch im eigenen Gebiet, sind die ersten Früchte der Saat zu ernten. Anette, hat nach nur 10 Monaten Studium den Dienst aufgenommen.

Eines Morgens nach dem Studium meinte sie: „So ich denke dass es ab nächster Woche an der Zeit ist, mit euch von Haus zu Haus predigen zu kommen.“ Gesagt, getan.

Bei der Besprechung der Erfordernisse, für so genannte Ungetaufte Verkündiger fragte einer der Ältesten: „Nenn mir einen Bibeltext, der aussagt, dass Jehova Homosexualität hasst.“ Ihre Antwort lautete: Ich weiß, dass dieser Text in der Bibel steht, doch im Moment weiß ich nicht genau wo, doch gib mir etwas Zeit und ich kann ihn herausfinden.“

Gute Antwort, vor allem für die Praxis. So ganz nach dem Motto: ‚Es ist primär nicht wichtig, wie die richtige Antwort lautet, sondern dass man weiß, WO man nach ihr zu suchen hat.“

Sie bereitet sich nun schon ernsthaft auf die Taufe vor.

Für Carmen und mich ein neues Gefühl mit dabei zu sein, wie Jehova direkt jemanden zur Wahrheit zieht.


Annetes erster Tag im Predigtdienst
Es ist sehr erfreulich mit Anette im Dienst tätig zu sein, denn ihre Art zu predigen ist sehr angenehm. Mit ihrer ruhigen, sanften Stimme bringt sie einfach Darbietungen so warm an den Mann/Frau, dass man denken könnte sie predige seit Jahren. Den Predigtdienst hier in diesem Gebiet aufzunehmen, zählt jedoch schon zu den einfacheren Dingen des Lebens. Nach knapp 3 Stunden Predigtdienst hat sie nun schon ihr eigenes Bibelstudium.







 

Donna


Eine weitere Studentin ist Donna. Aufgewachsen als Tochter eines Vaters, der Jahre lang mit Jehovas Zeugen die Bibel studierte. Sie hat viele Gebete zu Jehova gesprochen er möge doch auch ihr die Möglichkeit geben ihn kennen zu lernen. Doch die Jahre verstrichen, obwohl in dem Familien Unternehmen in dem sie arbeitet, immer wieder gepredigt wurde, sprach nie ein Zeuge mit ihr persönlich.

Bis eines Samstag Morgens Samuel und ich mit Ihr sprachen und sie zur Sonntagszusammenkunft einluden.

Donna war zu diesem Zeitpunkt sehr frustriert und obwohl auf der Suche nach der Wahrheit, enttäuscht von den vielen Kirchen die wir hier haben. Sie wanderte von einer Messe zur anderen und besuchte eine Kirche nach der andern. Sie versprach zum Königreichssaal zu kommen. (Im Nachhinein erzählte sie uns, dass sie nur hineinschauen wollte, wie es so sei, sich aber nicht viele Versprechungen gemacht hätte, es würde besser sein als was sie kannte).

Sie kam am nächsten Tag. Und seit dem, setze sie nie wieder einen Fuß in eine der der anderen Kirchen. Sie kam von ersten Tag an regelmäßig in die Versammlung. Zu allen Zusammenkünften.


Letze Woche sagte sie: „Ich habe die Wahrheit gefunden“.


Das Faszinierende an Donna ist ihr starker Wille. Ihre Entschlossenheit ist bemerkenswert. Sie zieht selber Schlüsse und gibt sich auf viele Ihrer Fragen direkt selber die Antwort aus der Bibel. Als Beispiel möchten wir das Thema Spiritismus einbringen: Aus irgend einem Grund ist es vor allem in Afrika so weit verbreitet die Toten zu befragen, andere mit Bannsprüchen zu belegen, Wunder zu bewirken (obwohl viele davon unecht sind, haben Satan und seine Dämonen immer noch enorme Macht und Großen Einfluss über die Elemente), und vieles mehr.

Hier in Uganda sind die Menschen in viele verschiedene Stämme unterteilt wie zum Beispiel in Mbarara in die Bahima (die Kuhhirten) und die Aburi (die Farmer). In den einzelnen Stämmen sind jedoch unzählige Clans. Der Kuh-clan, der Stier-clan oder wie im Falle Donnas der Leoparden Clan.


Nun was haben nun Clans mit Spiritismus zu tun?

Nun, Donnas Großvater, das Familienoberhaupt und Gründer des Clans hat einen Leoparden, der ihm hinterher trottet. Donna wuchs mit diesem Leoparden auf, wunderte sich jedoch immer über seine Präsenz. Stellt euch vor, wenn immer der Großvater ging oder kam, saß oder aß, der Leopard war hinter ihm. Manchmal verschwand er, manchmal tauchte er wieder auf…

Nun, dieser Leopard ist nicht echt. Er ist ein Dämon. So alle Rituale, alle Gepflogenheiten alle Traditionen die mit diesem Familienclan verbunden sind, stehen automatisch unter dem Einfluss dieses Dämonen.


Diese Umstände sind keine Seltenheit, sondern eher die Regel. 1. Johannes 5:19 bewahrheitet sich jeden Tag: „…Die ganze Welt liegt in der Macht dessen der Böse ist!“


Unverdiente Güte


Ja, nun ist mehr als ein Jahr Uganda verstrichen. Gesundheitlich haben wir einiges durchgemacht und unsere Gliedmassen weisen auch einige "Lackschäden" auf. Was auch immer passiert sein mag, was auch immer uns erfreut oder enttäuscht haben mag. Eines muss GROSS geschrieben werden:


Wir wurden so sehr gesegnet. Wir sind Jehova ungeahnt nahe gekommen. Wir durften noch nie so tief in das Gesetz das zur Freiheit gehört hineinschauen. Diese Freiheit, für uns das Privileg zu 100% für Jehova tätig zu sein erfüllt uns mit großer Dankbarkeit und Wertschätzung.



Joseph und Dennis bemühen sich sehr,
die Zusammenkünfte regelmässig zu besuchen.
Beide machen grosse Fortschritte in der Wahrheit.












In der Zusammenkunft. Sogar mit Kravatte...
Im Dezember 2013. Nach 10 Monaten ist die erste
Broschüre studiert. Heute, im März ist er im "Bibel-Lehrt"
Buch im 4 Kapitel. Seine Vorbereitungen auf das Studium
sind exemplarisch.














Wir haben ein unschätzbares Geschenk bekommen.
Die revidierte NWÜ. Keine Übersetzung kann
sich mit ihr messen. Sie bereichert unseren Dienst
enorm!.




Die politische Situation ist etwas schwieriger geworden. Uganda ist im Moment praktisch umringt von Kriegen. Im Süd Sudan wird erbittert gekämpft, im Kongo schießen sie wie wild um sich, und alle erwarten nächstens ein wiederaufflammen eines Genozides in Ruanda. Kenia hat Probleme mit Al Shabab, die sie terrorisieren und auf den Straßen ist es am Brodeln. Wie auch immer, noch kein Grund zur Besorgnis. Die Einreisebestimmungen für Ausländer wurden einfach etwas erschwert und Fremde werden häufiger kontrolliert und hinterfragt.


Deshalb haben wir unseren Augen kaum getraut, als der Immigration Offizier, im wohl korruptesten Land Ostafrikas uns einfach so, ohne irgend Geld oder Gegenleistung zu verlangen, einen neuen Stempel in den Pass gedrückt hat. EIN Jahr.


Jehova ist nicht ein Gott „des Glücks“ oder „des Schicksals“. Doch er ist ein Gott, der unverdiente Güte erweist. Und gerade in dieser kritischen Zeit in Uganda erachten wir es als mehr als großzügig, dass er uns ein weiteres Jahr mit einem Visa versorgt hat, dass wir seiner Unverdienten Güte zu schreiben haben.


Wir werden bald in die Schweiz zurückkommen. Am 1. Mai um genau zu sein um 8.40 Uhr betreten wir in Zürich Kloten HEIMAT. Es wird zwar nur ein Aufenthalt von 3,5 Monaten aber trotzdem. WIR FREUEN UNS!


Vielleicht gibt es bis dann noch einen Bericht und Fotos. Doch ab dem 1. Mai, für die dies interessiert, dann „Face to Face“-erzählungen.

Wir denken an euch und lieben euch alle sehr.