Freitag, 7. März 2014

Unverdiente Güte



Nun Ja. In Versprechen zu halten, scheinen wir nicht so gut zu sein…


Es hat lange gedauert. Zu lange. Mehr als vier Monate.


Was kann man da sagen? Die Zeit verflog unbeschreiblich schnell. Wir erlebten so viel spannendes und eindrückliches. Wir schleppten uns durch Wechselbäder der Gefühle. Selbstzweifel, absolute Dankbarkeit, Angst und dann wieder tiefste Wertschätzung.

Wir bemühen uns immer, dem Beispiel der Lebensberichte in der Literatur oder vor allem auch den Jahrbüchern zu folgen. Diese Berichte sind immer steht’s positiv gehalten und zur Ermunterung und zur Erbauung gedacht. Sie sollen ein Ansporn sein. Ansporn für alle Personen, die sich ernsthaft mit der Optimierung und dem Fortschritt ihres eigenen Lebens befassen und so Anhaltspunkte finden können, neue Ziele zu stecken.


Uns persönlich gefallen diese Berichte immer sehr. Sie ermuntern uns und spornen uns an. Gerade jetzt wieder im neuen Jahrbuch über Sierra Leone und Guinea. Toll zu lesen über Afrika. 


Einer unserer Missionare antwortet an den Jährlichen Besuchen des Vertreters der Leitenden Körperschaft auf die Frage „wie geht’s da bei euch so?“ mit: „Willst du die Version, die gedruckt werden soll, oder wie es wirklich ist?“


Über die Gefühle, Erlebnisse und über das Leben dass wir hier in Uganda haben zu sprechen ist nicht immer einfach, vor allem wenn es positiv klingen soll. Es ist besonders gegenüber jemandem schwer, der nie hier war und nie erlebt hat wie es ist, länger hier zu leben. Alles in allem sind wir jetzt 16 Monate hier. Wir kennen 3 Stämme, in EINER Stadt, EINER Region, EINES Bezirks, EINES Landes in Afrika wirklich gut. Doch die ständig grösser werdende Kluft zwischen Schwarz und Weiß, sowie bitterer Armut und vermeintlichem Reichtum macht das zwischenmenschliche manchmal sehr schwer. 


Carmen wird jeden Tag aufs übelste sexuell belästigt, genötigt und oft sogar angefasst. Oft und regelmässig wirst du um Geld angebettelt, oder es fast uns jemand  an und lässt einen diskriminierenden Spruch zu unserer Hautfarbe oder unserer Herkunft fallen.


Wir könnten gut damit leben wenn es ein oder zwei Mal vorgekommen wäre. Doch es ist unser täglich Brot. Es ist ein Dauerzustand, der dir so dermaßen auf die Nerven gehen kann, dass du zum Teil eine richtige Aggression aufbaust.

In solchen Situationen die Ruhe zu bewahren und/oder die christliche Persönlichkeit nicht abzuziehen, ist eine echte Herausforderung. 


Objektivität ist wichtig. Wir möchten ehrlich sein und nichts schön reden. Doch getreu dem Vorbild eines Jahrbuches möchten wir die herausragendsten und positiven Ereignisse der letzten vier Monate preisgeben.
 
Kongresssaal in Fort Portal mit 234 Anwesenden und 7 Täuflingen.




Unter den Ersten


Die ersten Zeugen Jehovas in Bwuizibwera
Nach einem Ermunternden Kreiskongress in Fort Portal durften wir zusammen mit allen anderen 129 Versammlungen im ganzen Land ein wirkliches Vorrecht wahrnehmen. Erstbearbeitung neuer, noch nie berührter Regionen Ugandas. Erst Kontakt mit der Wahrheit. Jede Versammlung konnte sich aus einer Liste ein oder zwei neue Dörfer aussuchen und diese „erschließen“.


Bwuizibwera. 25km von Mbarara entfernt. Ich hatte das Vorrecht, die erste Gruppe zu begleiten. Es ist ein spezielles Gefühl in so einem Gebiet aus dem Auto zu steigen (nicht gerade so wie „ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer für die Menschheit“). Und doch. Du steigst aus, und siehst lauter Menschen, die noch nie irgendetwas von Jehova, seiner Zukunftsversprechungen oder seinem Vorsatz gehört haben. Die sechs „Pioniere“, in drei Gruppen aufgeteilt, schwärmten aus. Nach 4, 5 Stunden Predigtdienst hatten wir gerade mal 20m zurückgelegt. Ein unvergessliches Erlebnis. Wir erlebten mit, wie der Einfluss der guten Botschaft ein neues Gebiet erreichte. Am Ende von 4 Tagen erreichte die Zahl der abgebeben Literatur bereits die Grenze von 1000 Broschüren und 400 Zeitschriften.



Der erste Kontakt mit dem Namen Gottes - in der Sprache des Herzens der
Menschen, Runyankore
Die Freude der Menschen, welche mit dieser herrlichen guten Botschaft des glücklichen Gottes konfrontiert wurden, können wir nicht in Worten beschreiben. Man kann sagen, wir erlebten direkt mit, wie die geistigen Grenzmarkierungssteine der Wahrheit ausgerissen wurden, um weiter nach vorne verlegt zu werden.

Die Organisation wird nun entscheiden, nach dem alle Abschlussberichte im Zweigbüro eingetroffen sind, in welcher Gegend mehr Sonderpioniere eingesetzt werden und wo vermehrte Anstrengungen unternommen werden, die Königreichsinteressen zu fördern.



Anette


Aber auch im eigenen Gebiet, sind die ersten Früchte der Saat zu ernten. Anette, hat nach nur 10 Monaten Studium den Dienst aufgenommen.

Eines Morgens nach dem Studium meinte sie: „So ich denke dass es ab nächster Woche an der Zeit ist, mit euch von Haus zu Haus predigen zu kommen.“ Gesagt, getan.

Bei der Besprechung der Erfordernisse, für so genannte Ungetaufte Verkündiger fragte einer der Ältesten: „Nenn mir einen Bibeltext, der aussagt, dass Jehova Homosexualität hasst.“ Ihre Antwort lautete: Ich weiß, dass dieser Text in der Bibel steht, doch im Moment weiß ich nicht genau wo, doch gib mir etwas Zeit und ich kann ihn herausfinden.“

Gute Antwort, vor allem für die Praxis. So ganz nach dem Motto: ‚Es ist primär nicht wichtig, wie die richtige Antwort lautet, sondern dass man weiß, WO man nach ihr zu suchen hat.“

Sie bereitet sich nun schon ernsthaft auf die Taufe vor.

Für Carmen und mich ein neues Gefühl mit dabei zu sein, wie Jehova direkt jemanden zur Wahrheit zieht.


Annetes erster Tag im Predigtdienst
Es ist sehr erfreulich mit Anette im Dienst tätig zu sein, denn ihre Art zu predigen ist sehr angenehm. Mit ihrer ruhigen, sanften Stimme bringt sie einfach Darbietungen so warm an den Mann/Frau, dass man denken könnte sie predige seit Jahren. Den Predigtdienst hier in diesem Gebiet aufzunehmen, zählt jedoch schon zu den einfacheren Dingen des Lebens. Nach knapp 3 Stunden Predigtdienst hat sie nun schon ihr eigenes Bibelstudium.







 

Donna


Eine weitere Studentin ist Donna. Aufgewachsen als Tochter eines Vaters, der Jahre lang mit Jehovas Zeugen die Bibel studierte. Sie hat viele Gebete zu Jehova gesprochen er möge doch auch ihr die Möglichkeit geben ihn kennen zu lernen. Doch die Jahre verstrichen, obwohl in dem Familien Unternehmen in dem sie arbeitet, immer wieder gepredigt wurde, sprach nie ein Zeuge mit ihr persönlich.

Bis eines Samstag Morgens Samuel und ich mit Ihr sprachen und sie zur Sonntagszusammenkunft einluden.

Donna war zu diesem Zeitpunkt sehr frustriert und obwohl auf der Suche nach der Wahrheit, enttäuscht von den vielen Kirchen die wir hier haben. Sie wanderte von einer Messe zur anderen und besuchte eine Kirche nach der andern. Sie versprach zum Königreichssaal zu kommen. (Im Nachhinein erzählte sie uns, dass sie nur hineinschauen wollte, wie es so sei, sich aber nicht viele Versprechungen gemacht hätte, es würde besser sein als was sie kannte).

Sie kam am nächsten Tag. Und seit dem, setze sie nie wieder einen Fuß in eine der der anderen Kirchen. Sie kam von ersten Tag an regelmäßig in die Versammlung. Zu allen Zusammenkünften.


Letze Woche sagte sie: „Ich habe die Wahrheit gefunden“.


Das Faszinierende an Donna ist ihr starker Wille. Ihre Entschlossenheit ist bemerkenswert. Sie zieht selber Schlüsse und gibt sich auf viele Ihrer Fragen direkt selber die Antwort aus der Bibel. Als Beispiel möchten wir das Thema Spiritismus einbringen: Aus irgend einem Grund ist es vor allem in Afrika so weit verbreitet die Toten zu befragen, andere mit Bannsprüchen zu belegen, Wunder zu bewirken (obwohl viele davon unecht sind, haben Satan und seine Dämonen immer noch enorme Macht und Großen Einfluss über die Elemente), und vieles mehr.

Hier in Uganda sind die Menschen in viele verschiedene Stämme unterteilt wie zum Beispiel in Mbarara in die Bahima (die Kuhhirten) und die Aburi (die Farmer). In den einzelnen Stämmen sind jedoch unzählige Clans. Der Kuh-clan, der Stier-clan oder wie im Falle Donnas der Leoparden Clan.


Nun was haben nun Clans mit Spiritismus zu tun?

Nun, Donnas Großvater, das Familienoberhaupt und Gründer des Clans hat einen Leoparden, der ihm hinterher trottet. Donna wuchs mit diesem Leoparden auf, wunderte sich jedoch immer über seine Präsenz. Stellt euch vor, wenn immer der Großvater ging oder kam, saß oder aß, der Leopard war hinter ihm. Manchmal verschwand er, manchmal tauchte er wieder auf…

Nun, dieser Leopard ist nicht echt. Er ist ein Dämon. So alle Rituale, alle Gepflogenheiten alle Traditionen die mit diesem Familienclan verbunden sind, stehen automatisch unter dem Einfluss dieses Dämonen.


Diese Umstände sind keine Seltenheit, sondern eher die Regel. 1. Johannes 5:19 bewahrheitet sich jeden Tag: „…Die ganze Welt liegt in der Macht dessen der Böse ist!“


Unverdiente Güte


Ja, nun ist mehr als ein Jahr Uganda verstrichen. Gesundheitlich haben wir einiges durchgemacht und unsere Gliedmassen weisen auch einige "Lackschäden" auf. Was auch immer passiert sein mag, was auch immer uns erfreut oder enttäuscht haben mag. Eines muss GROSS geschrieben werden:


Wir wurden so sehr gesegnet. Wir sind Jehova ungeahnt nahe gekommen. Wir durften noch nie so tief in das Gesetz das zur Freiheit gehört hineinschauen. Diese Freiheit, für uns das Privileg zu 100% für Jehova tätig zu sein erfüllt uns mit großer Dankbarkeit und Wertschätzung.



Joseph und Dennis bemühen sich sehr,
die Zusammenkünfte regelmässig zu besuchen.
Beide machen grosse Fortschritte in der Wahrheit.












In der Zusammenkunft. Sogar mit Kravatte...
Im Dezember 2013. Nach 10 Monaten ist die erste
Broschüre studiert. Heute, im März ist er im "Bibel-Lehrt"
Buch im 4 Kapitel. Seine Vorbereitungen auf das Studium
sind exemplarisch.














Wir haben ein unschätzbares Geschenk bekommen.
Die revidierte NWÜ. Keine Übersetzung kann
sich mit ihr messen. Sie bereichert unseren Dienst
enorm!.




Die politische Situation ist etwas schwieriger geworden. Uganda ist im Moment praktisch umringt von Kriegen. Im Süd Sudan wird erbittert gekämpft, im Kongo schießen sie wie wild um sich, und alle erwarten nächstens ein wiederaufflammen eines Genozides in Ruanda. Kenia hat Probleme mit Al Shabab, die sie terrorisieren und auf den Straßen ist es am Brodeln. Wie auch immer, noch kein Grund zur Besorgnis. Die Einreisebestimmungen für Ausländer wurden einfach etwas erschwert und Fremde werden häufiger kontrolliert und hinterfragt.


Deshalb haben wir unseren Augen kaum getraut, als der Immigration Offizier, im wohl korruptesten Land Ostafrikas uns einfach so, ohne irgend Geld oder Gegenleistung zu verlangen, einen neuen Stempel in den Pass gedrückt hat. EIN Jahr.


Jehova ist nicht ein Gott „des Glücks“ oder „des Schicksals“. Doch er ist ein Gott, der unverdiente Güte erweist. Und gerade in dieser kritischen Zeit in Uganda erachten wir es als mehr als großzügig, dass er uns ein weiteres Jahr mit einem Visa versorgt hat, dass wir seiner Unverdienten Güte zu schreiben haben.


Wir werden bald in die Schweiz zurückkommen. Am 1. Mai um genau zu sein um 8.40 Uhr betreten wir in Zürich Kloten HEIMAT. Es wird zwar nur ein Aufenthalt von 3,5 Monaten aber trotzdem. WIR FREUEN UNS!


Vielleicht gibt es bis dann noch einen Bericht und Fotos. Doch ab dem 1. Mai, für die dies interessiert, dann „Face to Face“-erzählungen.

Wir denken an euch und lieben euch alle sehr.