Es ist immer wieder ein Erlebnis
nach Uganda zu kommen. Da denkt man doch dass man sich doch nun eigentlich
etwas auskennen sollte… Doch auch hier verändert sich viel.
Die ersten paar Tage verbrachten
wir in der Hauptstadt Kampala. Kitende heißt der Distrikt.
Es war so staubig, heiß und
voller Smog, dass wir es ziemlich in den Atemwegen spürten und dem entsprechend
Heiser und Schnupfen hatten.
Der Kongress allerdings war ein
wahrliches Highlight. So schön. Wenn man bedenkt dass Uganda gesamthaft (nur)
6400 Verkündiger zählen kann, waren eine Anwesendenzahl von 8700 sehr, sehr
erfreulich.
Für viele Brüder war es das erste
Mal in ihrem Leben, dass sie so viele Brüder und Schwestern an einem Haufen
sahen. Viele verstanden erst jetzt, und brachten dies auch verbal zum Ausdruck
was „weltweite Bruderschaft“ bedeutet.
Die meisten saßen 3 Tage lang bei
sengender Sonne auf rauen Betonsockeln und lauschten dem Programm. In einigen Teilen
des Stadions hatte es noch PVC Hocker, doch alle ohne Rückenlehne.
Keine Reklamationen oder
Beschwerden. Viele hatten ein ganzes Jahr lang gespart um an diesem Kongress
zugegen zu sein. Während dem Programm war auf den Gängen und vor allem im
Schatten kaum jemand zu finden der herumliefen oder sich unterhielt. Es war
eindrücklich.
Das Verhalten der Brüder und
Schwestern hat unsere Wertschätzung, einem Kongress beizuwohnen, enorm
gesteigert.
108 neue Brüder und Schwestern
wurden unseren Reihen hinzugefügt. Darunter auch ein Mann, der gelähmt ist. Er
wurde auf eine Bare gelegt und durch 4 Täufer vollständig unter Wasser getaucht
und dann gehoben.
Wie schön doch das Wiedersehen
mit unsern afrikanischen Freunden war. Umarmungen und Tränen und ein ganz spezielles
Begrüssungsritual. Mir über den Bauch streicheln und sagen. „Wauh. Bist du Fett
geworden!“
„Big is beautyful“ So hieß es
hier schon immer. Je fetter desto besser. Ob dies nun im meinem Fall zutrifft
muss hier nicht besprochen werden. Ist ja auch nicht entscheiden… Wir sind auf
jeden Fall so glücklich wieder zurück zu sein.
Jetzt müssen wir uns wieder daran
gewöhnen, dass das Taxi, das um 5 hätte da sein sollen, erst um viertel nach
sechs kommt. Oder dass, wenn man ein Bügeleisen kauft, es natürlich auf Herz
und Nieren im Laden getestet werden muss um sicherzustellen, dass alles
funktioniert. Danach wird es einfach, heiß wie es ist, in die Kartonverpackung
zurückgelegt und dem Kunden überreicht. Dieser riskiert, dass plötzlich sein
Einkaufswagen in Flammen aufgeht, weil die Kartonverpackung Feuer fängt.
Es ist herrlich. Als wir vor 4
Monaten unseren Studien und Rückbesuchen so wie Nachbarn und so sagten, dass
wir für einige Zeit nach Hause gehen würden, aber am 25. August wieder im Land
sein würden, rechneten wir niemals damit, dass die sich dies merken würden. Am
25. August klingelte ständig das Telefon. Viele riefen uns an und fragten wie
es geht und wann wir nach Mbarara kommen würden.
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Wir sehen ja fast wie texanische Grossviehzüchter aus... |
Man sieht, dass Leben hier ist so
viel weniger hektisch… Die Menschen sind nicht so überschüttet mit Eindrücken
und Informationen. Sie haben noch mehr Platz sich Dinge zu merken. Die Rad der
Zeit dreht sich hier wirklich noch langsamer.
Am Montag nach dem Kongress
zeigten wir Donna, eines der Studien die Jehova uns anvertraute, das Bethel.
Donna arbeitet bei ihrem Vater der vor 20 Jahren auch mit Jehovas Zeugen die
Bibel studiert hat.
Als sie ihm sagte, dass sie für
den 22. - 24. August nach Kampala wolle, erlaubte er es ihr nicht. Doch als sie
nachhackte und erwähnte das Regionaler Kongress sei, lenkte er sofort ein und
meinte, „Das ist ja was ganz anderes. Den solltest du nicht verpassen. Geh
nur.“
Sie erwähnte auf dem Weg zum Bethel, dass sie gerne bei
ihrem Vater arbeite, weil diese Stelle es ihr ermögliche in den Dienst und alle
Zusammenkünfte zu gehen.
Etwa eine Stunde vor der Bethel
Führung, bevor wir Donna trafen, meinte Carmen noch, dass sie vergessen hatte
zu sagen, wie man sich im „Haus Gottes“ was ja „Bethel“ bedeutet, anzuziehen
hat.
So wie wenn man an eine Kongress
oder in die Versammlung oder den Dienst gehen würde.
Ich meinte daraufhin, dass die
Wahrscheinlichkeit, dass eine Afrikanerin Hosen anhat sehr klein sei und gerade
bei dem Fortschritt den Donna gemacht habe, könne ich mir nicht vorstellen,
dass sie kein Kleid oder keinen Jupe anhat…
Carmen rief sie an… Sie hatte
doch tatsächlich eine Hose an!
Unser Fehler, dass wir sie nicht
vorher informiert hatten. Doch demütig wie Donna ist, ging sie zum nächst
besten Stand und kaufte sich ein schönes Langes einteiliges Kleid, welches sehr
würdig für einen Bethelbesuch war.
Sie war begeistert von der
Führung und dem Bethel allgemein. Der Kontrast zwischen dem Bethel und der
ganzen Außenwelt ist speziell in Drittwelt – oder Entwicklungsländer noch
deutlicher als in sogenannt „entwickelten“ Ländern.
Sie könnte sich gut vorstellen
einmal im Bethel zu dienen.
Nun sind wir wieder in Mbarara. Nach
dem wir uns nun wieder eingerichtet und Fuß gefasst haben… Werden wir bald
wieder den Dienst aufnehmen. Das wird eine Freude.
Am Donnerstagabend waren wir das
erste Mal in der Runyankore Versammlung und wurden willkommen geheißen. Es ist
taff sich wieder auf dem Niveau eines Kindes zurück zu finden, als man noch
„Jesus“ oder „Paradies“ ins Mikrofon gehaucht hat… Wir haben gestern von der
gesamten Versammlung etwa 5 Wörter verstanden. Die Vorbereitung für das
Buchstudium hat über zwei Stunden in Anspruch genommen- Für 10 Abschnitte!!
Nächsten Donnerstag darf ich
schon meine erste Vorlesung haben und mir wurde ein öffentlicher Vortrag im November zugewiesen.
Am Anschlagbrett steht: „Without Interpreter“ (Ohne Dolmetscher).
Samson meinte, je eher wir dich
ins kalte Wasser werfen, desto eher lernst du schwimmen. Im Moment klingt dies
hart.
Wir sind jedoch so motiviert und ehrgeizig diese Sprache,
Runyankore, so gut wie möglich zu lernen, zu gebrauchen und zu nutzen.
Die Brüder und die Organisation sind uns dabei eine echte
Hilfe und es bereitet Freude.
Einfach „poram‘ pora“ was in Runyankore heißt: „langsam,
langsam“…