Mittwoch, 26. November 2014

Die Sprache des Herzens

Entlich... Nach langer Zeit. Es muss ein Rückblick der letzten 2 Monate gemacht werden.

Wiedereinmal hatten wir Kongress, diesmal war es ein Heimspiel. Zuhause in Mbarara.
Wir erinnerten uns daran, wie die Kongresse vor 2 Jahren noch aussahen… Plastikplanen gespannt, Radiolautsprecher in Sperrholzboxen kriminell aneinander gedrahtet und vieles mehr.
Heute hatten wir sieben 6 x 6m große, stabile, schöne Zelte vom Bethel bekommen. Neue Aussenbeschallungslautsprecher, einen Generator, neue voll-Kupfer-Kabel… Ach war das herrlich.



Das Programm wurde in Runyankore (‚RR‘ theokratisches Kürzel) abgehalten, wobei der Gastredner und im Hintergrund der Zeltstadt einige Vorträge simultan ins Englische übersetzt wurden.



Das Wetter hat auch mitgemacht, da im Moment Regenzeit ist, oder wäre.
Aus unserer ehemaligen englischen Versammlung haben sich 2 neue Brüder und 2 neue Schwestern unseren Reihen angeschlossen. Darunter eines der Studien die Jehova Carmen anvertraute. Annet Odong




Seit unserem Wechsel aus der englischen Versammlung in die Runyankore ist uns so stark aufgefallen, wie wichtig die Sprache des Herzens ist. Wo es im Englischen bei durchschnittlich 110 Anwesenden (47 Verkündiger), nur gerade 4 Muttersprachler gibt(!!!) sind es in der RR Versammlung von durchschnittlich 74 Anwesenden (46 Verkündiger) 17 Verkündiger die NICHT Muttersprache RR haben. Die restlichen stammen aus Ruanda, Deutschland, USA, Kenia, und dem Zentrum und Osten Ugandas, was aber nicht heißt, dass sie die Sprache nicht fließend beherrschen.
Das schlägt sich auf das Klima und den Geist einer Versammlung enorm nieder. Wenn du Jehova in einer Sprache anbeten kannst die dir im Herzen klingt. Die Zusammenkünfte sind so viel herzlicher und fröhlicher, die Gesänge lauter und die Kommentare tiefgründiger.
Der Wechsel in die RR Versammlung war die beste Entscheidung seit Monaten, eine Entscheidung die wir schon sehr viel früher hätten fällen sollen.
Obwohl wir mit der Sprache enorm kämpfen und nur kleine Fortschritte machen, fühlen wir uns so wohl und so glücklich.
Die Sprache des Herzens ist halt schon die Türe zu den Menschen…
Kürzlich begrüßte mich eines meiner Studien mit einem „Willkommen“, furchtbarer Akzent zwar, doch halt in Deutsch… Das war was ganz anderes…

Jetzt sind es 23 Monate seit dem ersten Schritt auf afrikanischen Boden. Doch erst jetzt fangen wir langsam die Kultur und das Verhalten unserer Mitmenschen zu verstehen und einzuordnen.
Im generellen führen die Menschen hier, vor allem dieser Stamm, ein derart unmoralisches Leben, dass manche über Sodom und Gomorra als anständigere Städte sprechen. Sex ist in dieser Kultur hier fast wichtiger als Essen.
Dies erklärt die Entartung der Männer und die niedrige Stellung die der Frau in der Gesellschaft eingeräumt wird. Die Frau ist für viele nicht mehr als ein Stück Fleisch.
Der Dienst hier gestaltet sich deshalb vor allem für Schwestern ziemlich anspruchsvoll…
Es ist beruhigend zu wissen, dass Jehova in seiner Güte immer noch zuwartet, er möchte das Letze bisschen „Gutes“ aus diesem Teil Ugandas herausgepresst haben…
Und wir dürfen, mit den anderen 93 Verkündigern mithelfen diese wenigen, verbliebenen, demütigen Menschen zu suchen und zu finden. Wir erachten dies als ein sehr großes Vorrecht.
Lasst uns nur mal laut denken… Wenn man bedenkt, dass Gottes Königreich nun schon 100 Jahre im Himmel herrscht. Seit 1914. (An alle, die dies nun, verständlicher Weise befremdend finden: fragt das nächste Mal einen Zeugen Jehovas, wenn er an eurer Tür steht, oder checkt auf jw.org)
Die Seraphe (Engel von sehr hohem Rang, die um den Thron Gottes dienen) versammeln sich um Jesus Christus, den bereits amtierenden König, und um eine Teil der 144‘000 Mitregenten Jesu Christi, und diskutieren über den absolut miserablen Zustand in welchem sich die Erde befindet und wie degeneriert doch die Menschheit geworden ist, wenn man bedenkt, dass sie ja im Bilde Gottes erschaffen wurde…
Wie sehr diese mächtigen Geistgeschöpfe doch Jehova bewundern mögen, für die noch nie dagewesene Geduld und Liebe, die kein Äquivalent kennt, die er gegenüber der Menschheit übt und tagtäglich zeigt und zum Ausdruck bringt.

Nicht zu fassen, wenn Jehovas Haupteigenschaft "Gerechtigkeit" wäre und nicht Liebe. Würde Jehova alles und jeden nach dem gerechtigkeitsprinziep richten.... Wie schäbig würden wir alle da stehen... Kaum auszumalen, wie sehr viel höher Jehovas Ansprüche, ja der gesamte Vorsatz doch geworden wären. Wunderbare Wörter wie "unverdiente Güte" oder "loyale Liebe" würden keinen Sinn machen und wären nicht tröstend.

Wir beide erachten es wirklich als ein grosses Vorrecht, ja Privileg hier in Uganda zu dienen. Wir verstehen, dass es nicht jedermans/fraus Sache ist, einige vielleicht einen solchen Schritt nicht verstehen oder nicht für nötig befinden. Und trotzdem kann, ja, muss sogar gesagt werden, dass es keine vorrangige Rolle spielt, was wir, oder unsere Familien oder Freunde denken, was das Beste oder Vernünftigste zu tun wäre... Entscheidend und massgebend ist, was Jehova durch seinen Geist für Zeichen gibt.

Kürzlich stiessen wir wieder einmal auf den Text in Kolosser 3:16 und 24 wo es auszugsweise heisst, wir sollen 'das Wort des Christus reichlich in uns wohnen lassen und alles was wir tun würden sollten wir mit ganzer Seele tun als für Jehova und NICHT für Menschen.

Jehova ist massgebend, nicht die Meinugnen von uns oder allgemein Menschen.
Jehova hat sich in den Vergangenen Monaten nicht zurückgehalten uns als seine Diener dort einzusetzen wo er es für Richtig hält. Ja, nach wie vor haben wir herausragende und eindrückliche Diensterfahrungen, die Uganda immer noch zu einem Dienstparadies machen.
Zum Beispiel Donna. Bereits erwähnt, doch immer wieder herzerwärmend.
Sie gehörte hier in Uganda einer Kirche an, in welche auch viele Weiße gingen. Koreaner, Australier, Europäer. Doch die afrikanischen Pastors, schirmten diese immer irgendwie vom „gewöhnlichen Volk“ ab, um sicherzustellen, dass sie selber die meiste Zuwendung bekamen und selber am meisten profitierten.
Diese Kirche allerdings, und das ist bemerkenswert, lud alle jungen willigen Mitglieder der Kirchgemeinde dazu ein, ein Jahr lang Land ihrer Wahl zu predigen.
Kost und Logie sowie alle finanziellen Aspekte wären gedeckt, nur der Flug musste selber bezahlt werden.
Es meldeten sich viele an. Auch Donna. Die Mehrheit wählte, wen wundert es, die Vereinigten Staaten von Amerika… Doch leider nicht wegen dem Wunsch zum Predigen… Alle hier wollen weg aus Uganda. Und vor allem wollen sie in die USA, da sie denken, dort sei ja alles besser.
Donna hingegen, wählte Ghana, da sie dachte, dass dort „größerer Bedarf“ wäre. (Das ist ja schon ein theokratischer Ausdruck)
Nun ja, es kam alles anders. Ihr Vater, der eine Naturheilpraxis mit Bioresonanz führt, rief sie an und bestellte sie von Kampala nach Mbarara, um für Ihn zu arbeiten.

In ihren noch jungen 24 Jahren ging sie von einer Kirche zur anderen, von diesem Workshop zu jener christlichen Konferenz. Sie suchte wirklich nach der Wahrheit und bemühte sich darum. Sie wollte Gott kennenlernen. Ihre Schüchternheit und ihr damals noch geringeres Selbstwertgefühl führten dazu, dass sie an viele dubiose Kirchen und habgierige „christliche“ Institutionen geriet.
Nun war sie aber in Mbarara. Man kann wirklich sagen dass Jehova sie gezogen hat, denn hier in Mbarara wurden ihre Gebete nach der Wahrheit endlich erhört. Zeugen Jehovas fanden sie, begannen mit ihr zu studieren und Donna machte die nötigen Schritte. Die Wahrheit veränderte ihr Leben zum Besseren und sie ließ es zu, obwohl sie stark mit Spiritismus zu tun hatte und ein unmoralisches Leben führte. Die Wahrheit bereicherte Ihr Leben.
Man könnte es nicht besser ausdrücken als mit Donnas eigenen Worten.
„Als ich in den Königreichsaal kam, war es für mich wie nach Hause zu kommen. Ich bin endlich zu Hause!!“

Erfreulicher Weise hat sie sich nun dazu entschlossen, den Dienst aufzunehmen und hat sich in der Theokratischen Perdigtdienstschule eingeschrieben.

Es würde uns nicht überraschen wenn sie in einigen Jahren in Ghana dienen würde, da wo "grösser Bedarf" herrscht...

Fortsetzung folgt.