Freitag, 29. August 2014

"Wauh... Bist du fett geworden...!!"



Es ist immer wieder ein Erlebnis nach Uganda zu kommen. Da denkt man doch dass man sich doch nun eigentlich etwas auskennen sollte… Doch auch hier verändert sich viel.

Die ersten paar Tage verbrachten wir in der Hauptstadt Kampala. Kitende heißt der Distrikt.

Es war so staubig, heiß und voller Smog, dass wir es ziemlich in den Atemwegen spürten und dem entsprechend Heiser und Schnupfen hatten.


Der Kongress allerdings war ein wahrliches Highlight. So schön. Wenn man bedenkt dass Uganda gesamthaft (nur) 6400 Verkündiger zählen kann, waren eine Anwesendenzahl von 8700 sehr, sehr erfreulich.

 
Nambole National Stadion, Kampala
Für viele Brüder war es das erste Mal in ihrem Leben, dass sie so viele Brüder und Schwestern an einem Haufen sahen. Viele verstanden erst jetzt, und brachten dies auch verbal zum Ausdruck was „weltweite Bruderschaft“ bedeutet.
Die meisten saßen 3 Tage lang bei sengender Sonne auf rauen Betonsockeln und lauschten dem Programm. In einigen Teilen des Stadions hatte es noch PVC Hocker, doch alle ohne Rückenlehne.

Keine Reklamationen oder Beschwerden. Viele hatten ein ganzes Jahr lang gespart um an diesem Kongress zugegen zu sein. Während dem Programm war auf den Gängen und vor allem im Schatten kaum jemand zu finden der herumliefen oder sich unterhielt. Es war eindrücklich.

Das Verhalten der Brüder und Schwestern hat unsere Wertschätzung, einem Kongress beizuwohnen, enorm gesteigert.

108 neue Brüder und Schwestern wurden unseren Reihen hinzugefügt. Darunter auch ein Mann, der gelähmt ist. Er wurde auf eine Bare gelegt und durch 4 Täufer vollständig unter Wasser getaucht und dann gehoben.



Wie schön doch das Wiedersehen mit unsern afrikanischen Freunden war. Umarmungen und Tränen und ein ganz spezielles Begrüssungsritual. Mir über den Bauch streicheln und sagen. „Wauh. Bist du Fett geworden!“
„Big is beautyful“ So hieß es hier schon immer. Je fetter desto besser. Ob dies nun im meinem Fall zutrifft muss hier nicht besprochen werden. Ist ja auch nicht entscheiden… Wir sind auf jeden Fall so glücklich wieder zurück zu sein.

Jetzt müssen wir uns wieder daran gewöhnen, dass das Taxi, das um 5 hätte da sein sollen, erst um viertel nach sechs kommt. Oder dass, wenn man ein Bügeleisen kauft, es natürlich auf Herz und Nieren im Laden getestet werden muss um sicherzustellen, dass alles funktioniert. Danach wird es einfach, heiß wie es ist, in die Kartonverpackung zurückgelegt und dem Kunden überreicht. Dieser riskiert, dass plötzlich sein Einkaufswagen in Flammen aufgeht, weil die Kartonverpackung Feuer fängt.




Es ist herrlich. Als wir vor 4 Monaten unseren Studien und Rückbesuchen so wie Nachbarn und so sagten, dass wir für einige Zeit nach Hause gehen würden, aber am 25. August wieder im Land sein würden, rechneten wir niemals damit, dass die sich dies merken würden. Am 25. August klingelte ständig das Telefon. Viele riefen uns an und fragten wie es geht und wann wir nach Mbarara kommen würden.
Wir sehen ja fast wie texanische Grossviehzüchter aus...

Man sieht, dass Leben hier ist so viel weniger hektisch… Die Menschen sind nicht so überschüttet mit Eindrücken und Informationen. Sie haben noch mehr Platz sich Dinge zu merken. Die Rad der Zeit dreht sich hier wirklich noch langsamer.








Am Montag nach dem Kongress zeigten wir Donna, eines der Studien die Jehova uns anvertraute, das Bethel. Donna arbeitet bei ihrem Vater der vor 20 Jahren auch mit Jehovas Zeugen die Bibel studiert hat.


Als sie ihm sagte, dass sie für den 22. - 24. August nach Kampala wolle, erlaubte er es ihr nicht. Doch als sie nachhackte und erwähnte das Regionaler Kongress sei, lenkte er sofort ein und meinte, „Das ist ja was ganz anderes. Den solltest du nicht verpassen. Geh nur.“
Sie erwähnte auf dem Weg zum Bethel, dass sie gerne bei ihrem Vater arbeite, weil diese Stelle es ihr ermögliche in den Dienst und alle Zusammenkünfte zu gehen.


Etwa eine Stunde vor der Bethel Führung, bevor wir Donna trafen, meinte Carmen noch, dass sie vergessen hatte zu sagen, wie man sich im „Haus Gottes“ was ja „Bethel“ bedeutet, anzuziehen hat.

So wie wenn man an eine Kongress oder in die Versammlung oder den Dienst gehen würde.

Ich meinte daraufhin, dass die Wahrscheinlichkeit, dass eine Afrikanerin Hosen anhat sehr klein sei und gerade bei dem Fortschritt den Donna gemacht habe, könne ich mir nicht vorstellen, dass sie kein Kleid oder keinen Jupe anhat…

Carmen rief sie an… Sie hatte doch tatsächlich eine Hose an!

Unser Fehler, dass wir sie nicht vorher informiert hatten. Doch demütig wie Donna ist, ging sie zum nächst besten Stand und kaufte sich ein schönes Langes einteiliges Kleid, welches sehr würdig für einen Bethelbesuch war.

Sie war begeistert von der Führung und dem Bethel allgemein. Der Kontrast zwischen dem Bethel und der ganzen Außenwelt ist speziell in Drittwelt – oder Entwicklungsländer noch deutlicher als in sogenannt „entwickelten“ Ländern.
Sie könnte sich gut vorstellen einmal im Bethel zu dienen.

Nun sind wir wieder in Mbarara. Nach dem wir uns nun wieder eingerichtet und Fuß gefasst haben… Werden wir bald wieder den Dienst aufnehmen. Das wird eine Freude.
Am Donnerstagabend waren wir das erste Mal in der Runyankore Versammlung und wurden willkommen geheißen. Es ist taff sich wieder auf dem Niveau eines Kindes zurück zu finden, als man noch „Jesus“ oder „Paradies“ ins Mikrofon gehaucht hat… Wir haben gestern von der gesamten Versammlung etwa 5 Wörter verstanden. Die Vorbereitung für das Buchstudium hat über zwei Stunden in Anspruch genommen- Für 10 Abschnitte!!

Nächsten Donnerstag darf ich schon meine erste Vorlesung haben und mir wurde ein  öffentlicher Vortrag im November zugewiesen. Am Anschlagbrett steht: „Without Interpreter“ (Ohne Dolmetscher).

Samson meinte, je eher wir dich ins kalte Wasser werfen, desto eher lernst du schwimmen. Im Moment klingt dies hart.

Wir sind jedoch so motiviert und ehrgeizig diese Sprache, Runyankore, so gut wie möglich zu lernen, zu gebrauchen und zu nutzen.

Die Brüder und die Organisation sind uns dabei eine echte Hilfe und es bereitet Freude.

Einfach „poram‘ pora“ was in Runyankore heißt: „langsam, langsam“…


1 Kommentar:

  1. Vielen Dank für den ermunternden Einblick...wir freuen uns mit Euch.
    LG Jiri und Familie

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