Eine sehr lehrreiche und eindrückliche Situation hat sich in den letzten Wochen zugetragen.
Ein Ältester aus Kasese, welches
ca. 250km weiter nordwestlich von Mbarara liegt, wurde ins Universitätsspital
Mbarara eingeliefert.
Augustin, so heißt er, kam mit
einem Bruder, der ihn begleitete, Moses.
Er wurde am Dienstag eingeliefert
und am nächsten Tag rief mich Derek, einer unserer Missionare an, ich solle
doch mal vorbeigehen und mir Augustins Bein ansehen… Ein furchtbarer Anblick,
dieses Bein. Geschwollen, aufgerissene, eiterige, blutverkrustete lange
Striemen. Vom Knie abwärts war es blaurötlich gefärbt.
Es wurde ein Komitee gebildet,
und mir wurde die Aufgabe übertragen die Verpflegung der Beiden zu
organisieren. Morgen-, Mittag-, und Abendessen.
Hier wieder einmal deutlich die
Zustände eines „Universitätsspitales“ in einem Drittwelt Land.
In einem 12mal 5 Meter Raum
liegen 25 Patienten Bett an Bett zusammen gepfercht. Ich sah, dass Augustin
zwar ein Bett hatte, doch wunderte ich mich, wo Moses schlief. Auf meine Frage
deutete er mit dem Finger nach unten… Unter das Bett. Ich bückte mich und
musste mir das Würgen unterdrücken… Blutverschmierter Boden, eine Ratte rannte
an mir vorbei und es stank von Fäkalien aller Gattungen… Ein Stoßgebet zu Jehova
half mir nicht die Fassung zu verlieren. Unmenschlich. Einfach nur
unbeschreibliches Elend…
Mir tat Moses so leid und auch
Augustin, der so hilflos und machtlos dalag.
Etwas relativ unangenehmes
passierte jedoch nur einige Tage später. Das Uni-Spital (!!!!) hatte seit 2
Tagen keinen Strom mehr (Wo da wohl der Generator bleibt?). Eine Schwester
rapportierte, dass unsere Brüder keine Taschenlampe hätten… Ein Junger Bruder,
Douglas, und ich kauften deshalb am Sonntag nach der Versammlung während dem
Dienst eine Taschenlampe.
Als wir beide im Spital
eintrafen, lagen alle Patienten des Operationstrakts im Gras verteilt am Boden.
Es begann zu regnen. Ich wunderte mich zwar, doch dachte ich nicht gerade
daran, dass unsere Brüder auch davon betroffen wären…
Die Türe zu dem Zimmer war von
außen verschlossen. Ich öffnete sie mit dem Fuß, etwas ärgerlich, dass eine
solche Türe überhaupt verschlossen war. Mit dem Fuß deshalb, da du nie etwas
mit bloßen Händen anfassen möchtest… Blut, Kot, Erbrochenes und die damit verbunden
Viren sind da überall! Ich musste Feststellen dass alle Patienten draußen
waren, da der Boden gereinigt wurde…
Alle Betten standen ungeordnet und verschoben im Raum herum.
Alle Betten standen ungeordnet und verschoben im Raum herum.
Wir fanden Augustin und Moses
unter einem Busch, der sie vor dem Regen schützte…
Ein Ruf der Krankenschwester,
lies alle aufschrecken und wie wild nach innen stürmen. Ja, warum auch? 25
Betten und 32 Patienten die im Gras liegen… Man rechne!
Ich fasste nach einigen Dingen
von Augustin und hastete in das Innere des Traktes. Es waren so viele Menschen
da, die sich ein Bett ergattern wollten. Augustin lag seit fast 2 Wochen im
Bett Nummer 11. Als ich auf dieses Bett zuging sah ich eine Frau, die ich
vorher noch nie da gesehen hatte, die sich an der Matratze (oder wie man das
nennen soll) zu schaffen machte.
Ich schaute durch den Raum und
tat etwas, dass ich nie zuvor wirklich gewollt getan hatte… Ich spielte meine
weiße Hautfarbe aus. Ich zog das Bett hinter mir her, schaute sie an und sagte
auf Runyankore zu Ihr. „Das ist mein Bett!“ Diesen eingeschüchterten und verzwiefelten Blick, werde ich nie mehr vergessen…
Doch sie überlies mir das Bett ohne Wiederrede.
Augustin konnte für weitere
eineinhalb Wochen darin schlafen, bis er schließlich entlassen wurde und nach Hause konnte.
Nur wenige Tage später kam ein
Bruder, namens Charles, der seit 4 Jahren immer wieder unter
Bindehautentzündung litt, welche aber nie behandelt wurde und nun chronisch
wurde. Seine Iris und die Linse klebten aneinander… Deshalb, keine Sehkraft mehr.
Brüder kamen für die Operationskosten auf… 17 Schweizerfranken pro Auge…
Die Krankenschwester meinte: „If it is God’s
will, he may see at least some shadows…“ („Wenn es Gottes Wille ist,
sollte er wenigstens einige Schatten sehen können“).
Wir erwiderten darauf… "Gottes Wille? Wenn es
Gottes Wille wäre, wäre ihre Stelle gar nicht besetzt, da würde es dieses
Gebäude gar nicht geben. Und er (Charles) würde nicht hier liegen."
Leider konnte man sein Augenlicht nicht wieder herstellen… Es war ein schwerer
Schlag für ihn und sein Frau!
Wertschätzung
Einige schöne Erfahrungen zeigen die
Wertschätzung, die jemand für die Wahrheit entwickeln kann.
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Ich und Joseph Obaa |
Joseph Obaa hatte ein gutes Semester. Er freute
sich nach Hause zu fahren und seine Familie zu sehen. Es erwartet ihn dort die
Kasavaernte, die ihm einen Monat Arbeit bescheren wird und 500‘000 Uganda
Schilling Einkommen (CHF 154.- bei einem Kurs von 1CHF zu 3243UGX).
Viele
verdienen nur 100000 Schillings im Monat oder weniger.
Kasava wird den meisten mehr unter dem Begriff
Maniok bekannt sein.
Uganda steht in der Weltweiten Produktion an 13. Stelle.
Kasava wird meist in gekochter, oder frittierter
Form gegessen und ist sehr Vitamin C haltig und enthält ziemlich viele Kohlenhydrate.
In meiner Familie war es immer üblich nach
einem gelungen Semester eine finanzielle Belohnung zu gewähren. „Feriengeld“,
was wir zusätzlich zum verdienten Sackgeld bekamen.
Ich überreichte Joseph vor seiner Abreise auch
ein „Feriengeld“ mit dem Vermerk, er solle frei darüber verfügen. Da er das
Familienoberhaupt ist und sogar in der Stammeshirarchie recht weit oben
rangiert, könnten ihm viele Investitionen vorgeschwebt sein.
Ein Kasava- oder Maniokfeld |
Man isst die Wurzel |
Einige Wochen später erreichte uns eine E-Mail mit
den Worten, er habe das Geld dafür investiert, um den Kreiskongress im Soroti,
was 66km von seinem Zuhause Katakwi entfernt liegt, zu besuchen.
Dieser Kongress wurde in Ateso, seiner Mutter-
und Herzenssprache abgehalten… „Zum ersten Mal habe ich die Wahrheit in MEINER
Sprache gehört“ fügte er an.
Er hat nun herausgefunden dass einer seiner
Cousins auch ein Zeuge Jehovas ist, und dass es seit kurzem sogar in seinem
Heimatdorf Katakwi, eine kleine Gruppe gibt, die regelmässig Versammlungen abhält.
Wir werden mit Joseph Obaa am Sonntag 1.
Februar, nach dem Zonenaufseher Besuch in Kampala zurück nach Mbarara reisen.
Eine andere schöne Erfahrung erleben wir mit
Christine. Einem neun jährigen Mädchen.
Carmen gab ihr das Geschichten Buch in
Runyankore, welches sie regelrecht verschlang.
Als ich Carmen das letzte Woche zum Studium von
Christines Tante Evas begleiten durfte, staunten wir nicht schlecht… Bis zur
Geschichte mit Noah’s Arche waren alle Antworten zu den entsprechenden Fragen unterstrichen.
Unglaublich!!! Carmen fragte, nachdem sie die Geschichte mit Henoch besprochen
hatte, ob sie noch eine Frage hätte… Sie fing an zu blättern und gelangte zur
Geschichte mit Lot… Was ist beutet dieses Wort? ‚enyomyo y’omwonyo‘ (Salzsäule).
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Mariam (12) hilft Christine (9) beim lesen |
Es war so rührend und so interessant zu sehen
wie dieses junge Mädchen sich wirklich aufmerksam dem Stoff auseinander gesetzt
hat.
Ein anderer junger Mann, der die Bibel mit uns studiert, reif nach dem letzen Studium ganz begeistert aus: "Ich habe in den letzen 20 Minuten mehr gelehrnt, als in den letzen 20 Jahren in der katholischen Kirche!!!"
Wir dürfen viele Studien mit Kindern und jungen
Erwachsenen führen, die jetzt wieder in die Schule zurück kehren werden…
Deshalb haben wir die letzten Tage damit verbracht sie mit möglichst vielen
Büchern und Zeitschriften zu überhäufen, damit sie während der Zeit in der
geschlossenen Schule (Boardingschool – zum Teil abgeschottet von der Aussenwelt)
dennoch geistige Speise zu sich nehmen können!
Es ist so befriedigend sich als Jehovas Werkzeuge
gebrauchen zu lassen. Niemand hat irgendjemand „in die Wahrheit gebracht“.
Jehova zieht die Menschen und ER lässt es wachsen.
Damals vor mehr als einem
Jahr, als ich mit einem jüngeren Bruder bei Donna vorsprach. Der Bruder war
überhaupt nicht vorbereitet, stammelte etwas vor sich hin und gab eine übel zugerichtete
Zeitschrift ab, die überhaupt nicht zum Thema passte, welches er angesprochen
hatte, doch er lud Donna zur Zusammenkunft ein.
Sie kam und seit dem kam sie
immer…
Der Bruder ist leider heute Ausgeschlossen, doch Jehova hat Donna zu
sich gezogen und zieht sie weiterhin…
Wir freuen uns auf viele mehr, die zu Jehovas
Volk strömen werden.