Donnerstag, 7. Februar 2013

... Es braucht einfach mehr Zeit ...



In den wohl meisten industrialisierten Ländern dieser Erde beherrscht der Kapitalismus und die Finanzwelt das Denken der Menschen. Unbewusst werden ihnen durch die Mode und die Werbung Wünsche suggeriert, die dann plötzlich zu „Bedürfnissen“ werden. Ja, ohne, lebt sich einfach nicht mehr so wie früher. Die Menschen sind aber in Wahrheit müde, ständig das Neuste und Beste haben zu müssen. Das Resultat: Frustration, Gleichgültigkeit und spirituelle Flucht. Die Bibel sagt darüber, dass die Menschen „eine Form der Gottergebenheit haben, sich aber hinsichtlich deren Kraft als falsch erweisen“. Wenn man als Zeuge Jehovas in der Schweiz oder andern westlichen Staaten von Haus zu Haus geht, um die gute Botschaft der Hoffnung auf Gottes Königreich zu verkünden, reagieren die meisten Menschen, eher ablehnend, gleichgültig oder sogar beleidigend. Das können alle bestätigen die entweder Zeugen Jehovas sind oder es nicht sind.

Das Interesse an geistigen Belangen ist erschreckend klein geworden in der Schweiz und man muss sagen, dass es genauso gekommen ist, wie die Bibel vorausgesagt hat. Deshalb ist es nur verständlich, wenn pro Tag einige Gebete zu Jehova gelangen, die in etwa so klingen: „Bitte beschleunige das Ganze, bringe so bald wie möglich dein Königreich, denn wir halten es bald nicht mehr aus…“

Der krasse Kontrast dazu besteht nun aber hier bei uns in Mbarara. Unsere Gebete lauten in etwa so: „…Bitte gib uns mehr Zeit, warte bitte noch einige Augenblicke damit wir den Menschen, die ein Dorf weiter leben, auch noch Predigen können. Es gibt einfach noch so viele die es Verdienen und die mehr wissen möchten…“

Ja, es ist verrückt. Obwohl man von letztem Jahr zu jetzt merkt, dass das Interesse an der Bibel auch hier abgenommen hat, dafür die Gleichgültigkeit und der Materialismus zugenommen haben, ist der Dienst nach wie vor herrlich. In den letzten 30 Stunden die uns im Dienst standen, dürfen wir diese Woche schon 10 kostenlose Bibelkurse führen. Das ist gewaltig.

Eine deutsche Schwester, die seit etwa 6 Monaten hier ist, hat mir einige Studien übergeben die sie mit jungen Männern führt und sich so für junge Frauen Zeit nehmen kann. Zwei Studenten, mit denen ich letztes Jahr schon die Bibel studieren durfte, Simon und Dickson, sind immer wieder in die Versammlung und an Kongresse gekommen und haben soweit Fortschritte gemacht, dass ich weiter mit ihnen studieren darf.


Josepf, John und Moses, drei neue Bibelstudenten
Du kannst hier rasch mit vielen Studieren, doch die Spreu trennt sich schnell vom Weizen, denn nicht alle haben wirklich ehrliche und aufrichtige Beweggründe. Sobald du siehst, dass nicht vorbereitet wurde, oder die Zusammenkunft nicht besucht werden, stellst du den oder die Student/in zur Rede und bittest ihn, Farbe zu bekennen. Natürlich braucht jemand Zeit sich zu ändern und die bekommt er auch. Doch angesichts der vielen Arbeit, die noch vor uns liegt und die wir sowieso nie und nimmer bewältigen können, haben wir einfach keine Zeit, uns aufhalten zu lassen. Menschen die sich nicht entscheiden können, ob sie nun an die Dreieinigkeit oder die Unsterblichkeit der Seele glauben wollen, oder doch die biblische Lehre akzeptieren wollen, müssen selber wissen, was sie möchten. Der Königreichsaal steht allen offen und jeder weiß wo er ist. Es gibt hier Menschen, die sofort begreifen, dass die Bibel die Wahrheit lehrt und sofort Fortschritte machen.

Vielleicht zwei Beispiele zum Vergleichen: Elisabeth die bereits erwähnt wurde.

Carmen hat am Sonntag wieder vorgesprochen. Elisabeth war ganz erfreut und begeistert und hat den Wachtturm vom Dezember in den vergangenen Tagen komplett durchgelesen und Carmen alles erklärt, wie was wo steht. Am besten hat ihr das über Jesus und warum er auf die Erde gesandt wurde gefallen. Aber auch das über die Kosmetik der Frauen in biblischer Zeit hat sie sehr angesprochen.

Anhand der Rubrik ‚Die Bibel hat die Antwort‘ begann Carmen das Studium. Elisabeth hat so schön mitgemacht, Fragen gestellt, gut geantwortet… Aber das Gefühl, welches Carmen bei diesem Studium hat, ist einfach nicht so beruhigend. Irgendetwas stört in diesem Haus. Es sind da einfach spezielle Menschen anwesend. Man muss es beobachten. Auf die Frage, ob sie wieder komme meinte Carmen: „Ja, aber zuerst kommst du mal in die Versammlung.“



Daphne
Ganz anders dagegen ist Daphne. Ein weiteres Studium von Carmen. Sie hat eine neue King James Bibel, in welcher der Name Jehovas wieder an manchen Stellen vorkommt. Sie ist ebenfalls sehr wissbegierig, aber ihre demütige Art und ihre gut überlegten Kommentare machen einfach den Unterschied aus. Carmen freut sich immer zu ihr zu gehen und hat ein gutes Gefühl bei ihr. Letzen Sonntag sahen wir sie auf dem Weg in die Versammlung zur Kirche gehen und sprachen sie an, sie solle sich doch einmal eine Zusammenkunft im Königreichssaal anhören, so könne sie vergleichen. Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis sie in die Versammlung kommt.




Julius und Naomi Karamagi
Wir hatten am Sonntagabend „Locals“ (schwarze Brüder, die hier aufgewachsen sind) zu Besuch. Julius und Naomi Karamagi und Ronny Kabonge. Ronny ist für uns eine sehr große Ermunterung. Denn er hat es momentan gar nicht leicht.

Er diente einige Jahre im Bethel (Hauptsitz eines jeweiligen Landes oder Zweiges, von wo aus zum Teil die Druckerei, der Versand, die landesinterne Organisation, die Bautätigkeit, der Predigtdient und die Administration von freiwilligen Helfern organisiert, verwaltet und getätigt werden), kam dann aber leider auf Abwege, wollte diese nicht eingestehen und wurde ausgeschlossen. Er ist nun aber wieder aufgenommen und dient mit seiner Frau Evas und seiner kleinen Tochter Sonja treu in unserer Versammlung.

Leider wurde diese Familie auf dem Weg zum Zonenaufseherbesuch in Kampala vom Zufall hart getroffen. Morgens um 8 Uhr, die Familie saß mit 4 weiteren Brüdern und Studierenden in einem 7 Plätzer, wurden sie von links von einem Pick-up, das mit etwa 80km/h den Vortritt missachtete, gerammt und gegen eine Straßenbeschilderung gedrückt. Das Auto erlitt logischerweise Totalschaden, aber was noch schlimmer ist, Evas, Ronnys Frau erlitt nebst Schnitt- und Quetschwunden schwere Rückenverletzungen. Sie scheinen so schwer, dass man sie bis jetzt stabilisiert, damit sich nichts verschiebt oder verschlimmern kann. Die Ärzte sind sich immer noch uneinig was zu tun ist. So ist sie nun in ein Korsett gezwängt, dass sie kaum atmen lässt. Sie kann nur auf der Seite liegend ruhen und darf nicht aufstehen. Das ist jetzt seit 2 Wochen so und es ist keine Besserung in Sicht und das bei über 35°C.

Ronny mit seinem Cappuccino
In dieser Zeit sind Ronny und Evas eine enorme Ermunterung für uns, denn sie hatten sich im Dezember für die nächsten 3 Monate als Hilfspioniere (Ein Verkündiger, der sich verpflichtet min. 50 Stunden pro Monat in den Predigtdienst von Haus zu Haus zu gehen) beworben und ziehen das trotz allem durch. Evas liegt auf der Seite und predigt und unterweist Bettnachbarn, Krankenschwestern oder führt Studien per Telefon. Und Ronny ist voll im Arbeitsprozess, einer muss ja schließlich Geld verdienen, predigt aber nach Feierabend und am Wochenende fleißig mit.

Ja, wenn wir uns die Probleme ansehen, die diese Familie oder viele andere hier haben, dürfen wir uns wirklich glücklich schätzen, so behütet und wohl versorgt aufgewachsen zu sein.

Auch hier sieht man wieder wie gut die Brüder und Schwestern für einander da sind. Sofort wurden viele Briefe und Karten verteilt, welche man gestalten und beschriften konnte, es wurden Geschenke vorbereitet, Brüder brachten Essen und Getränke und einige spendeten Geld. Ja, es ist wirklich das lebendige Beispiel aus Johannes 13:35: „Daran werden alle erkennen, DASS ihr meine Jünger seid, WENN ihr Liebe unter euch habt.“


3 Kommentare:

  1. Der Unfall von Evas hat mich sehr beschäftigt, weil ich wahrscheinlich eine ähnliche Verletzung hatte (Lendenwirbel gebrochen) und deshalb sehr gut mit ihr mitfühlen kann. Ich wünsche Evas von Herzen gute Besserung, viel Kraft von unserem liebevollen Schöpfer Jehova, damit die auferzwungene Ruhe mit Gelassenheit und Zuversicht ertragen werden kann ... auch die Zeit mit dem Korsett geht vorbei! Lasst Evas sowie ihre Familie ganz herzlich von mir grüssen und natürlich auch an Euch Beide herzlichste Grüsse mit einer innigen Umarmung. Danke für die Berichte, Elsbeth

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  2. Nachtrag: Auch ich durfte in der Zeit der Genesung die Liebe und Hilfe vieler Brüder verspüren und "sehe" diesen Unfall deshalb nicht nur negativ, weil ich diese wunderbare Erfahrung sonst vielleicht gar nicht gemacht hätte.

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  3. Ich freu mi immer ab eune blog-iträg! Dank unsere Reis isch au uns scho uf vill versch. Art zeigt worde,wie glücklich mir chönd si,dere weltwite bruederschaft azghöre! Die Stunde mit de brüedere in de ersammlig,im dienst oder wenn mer iglade sind sind unseri Oasene! Jedesmal chömer überglücklich is hostel zrug!
    Wer chan denn scho vo sich behaupte, 7mio engi fründe zha,wo di vo herze gern händ!?

    Ps: carmen schatz,du gsesch so guet us!bin so froh,dass dir guet gaht und happy bisch! Jonny,dir muesi ja kei kompliment mache:)aber au bi dir gseht mer dini freud i de auge blitzle!

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