Wie bereits von verschiedener Seite angemerkt wurde, ist es schon so, dass wir nun alles in allem mehr als 5 Monate hier sind und uns immer wohler fühlen. Das hat zur Folge, dass wir Dinge, über die wir uns letztes Jahr noch überrascht zeigten, heute für uns so normal sind, dass sie es nicht mehr in den Blog schaffen.
Der Hauptgrund aber weshalb die
Dichte etwas nachlässt ist, dass wir recht ausgelastet mit Aufgaben, Ansprachen
und Predigtdienst sind (w12 1.8. S. 28 Abs. 7).
In den letzten Tagen hatten wir
ziemlich gesundheitliche Probleme. Es kam soweit, dass wir unser Blut testen
leisen um Malaria zu diagnostizieren. Doch das Resultat war negativ. Das
schlimme ist hier, dass du dir sobald du krank wirst, dir paranoide Gedanken
machst… Hepatitis, Malaria, Typhus, etc. Es ist damit wirklich nicht zu Spaßen.
Interessant ist, im Gegensatz zu
letztem Jahr, dass Carmen diese Tage sehr anfällig auf Verdauungskrankheiten
ist und ich erstaunlicherweise enorm resistent bin. Jetzt kann ich sie in dem
Masse pflegen, wie sie mich damals pflegte.
Seit wir hier sind, steigert sich
unsere Freude von Woche zu Woche. Es ist einfach absolut herrlich, sich im
Dienst für Jehova so viel zu engagieren. Das Gebiet hier ist im Vergleich zu
anderen Gebieten in Uganda „hart“, das heißt der Einfluss des Westens und der Materialismus
hat hier am meisten Einfluss gehalten, demensprechend „gleichgültiger“
reagieren die Menschen. But anyway. Wir sind „reichlich beschäftigt im Werke
des Herrn“
Wir waren für den Kreiskongerss gastgebende
Versammlung und Carmen und ich durften den Bezirksaufseher und den
Kreisaufseher einen Abend lang mit ihren Frauen kulinarisch verwöhnen.
Es war
ein so schöner Abend. Wir haben so viel gelacht und die beiden Aufseher haben
uns mit spannenden Diensterfahrungen unterhalten. Wir nutzen den reichen
Erfahrungsschatz der Brüder zum Fragen stellen, über komplizierten Einwände aus
dem Predigtdienst. Verblüffend welche scharfen Antworten die Bibel zu einigen
Themen gibt. Zum Schluss haben wir noch miteinander gesungen. Die vier Brüder
liebten die Klänge der Geige so sehr. Sie wollten immer noch ein Lied mehr. Ein
wirklich unvergesslicher Abend.
Der Bezirksaufsehr und seine Frau Patrick und Symphronia Baligeya (links; Lebensbericht im Jahrbuch 2010 S. 101.102), und der Kreisaufseher und seine Frau Cleophes und Jane Tibwesigua |
Die letzten Tage sind wir auch
körperlich wieder so richtig auf unsere Rechnung gekommen. Da der Kreiskongress
und das Gedächtnismahl bevorstehen, sind viele Arbeiten zu verrichten. Wege
betonieren und ausbessern. Kabel verlegen. Saal frisch streichen Termitenhügel beseitigen,
WC-Spülung reparieren. Generator überholen, Bäume stützen und fällen und alles blitz-blank
putzen.
Während Carmen mit Ken und einigen
Besuchern zusammen die Zufahrt neu betonierte, ausbesserte und restaurierte,
hatte ich große Freude, als mir die beiden Termitenhügel auf dem
Königreichsaalgelände zugeteilt wurden. Mission: Beseitigen!! Haha dachte ich
mir… Die nehme ich schnell auseinander… Ich hatte richtig das große Verlangen,
ja das Bedürfnis mich von der Hüfte aufwärts wieder einmal so richtig
auszutoben
Also bin ich mit Spaten und Hacke
bewaffnet, Sprüche klopfend zum ersten Termitenhügel marschiert und habe
angefangen zu hacken und zu hacken und zu haken… Ehh, das war Steinhart, das
war ja als ob du auf einen Amboss einschlägst mit der Hoffnung ihn zu spalten…
Die einheimischen Brüder fanden das amüsant und lachten nur so. Ja klar. Wer
meint sich mit Termiten anlegen zu wollen und sie in so 15 bis 20 Minuten zur
Stecke zu bringen hat weit gefehlt (g93 8.11. S.31) In unserem Fall hatten sie
sich bis zu 2 Meter in die Erde verschanzt. Nach etwa 2 Stunden hatten wir (4
einheimische kamen mir zu Hilfe)
im einem Radius von 1,5m ein Loch gebuddelt,
auf der Suche nach der Königin. Die hat eine Größe eines Zeigefingers…. Ohne
Erfolg. Wir brachen deshalb die Übung ab und beschäftigten uns mit dem zweiten,
bei dem es uns gleich erging.
Ich als Weißes „Stadtkind“ war ja
sowieso beschämt. Als Schmied hatte ich zwar die Kraft und die Ausdauer, die
Hacke konstant eine Viertelstunde zu schwingen, dass die Fetzen flogen, doch
ihr hättet die Schwestern sehen sollen die mich ablösten. Poah. Die können
hacken. Aber der Clou war David Katzigazi (bedeutet; "junger Mann"), unser
Koordinator und Leiter des Überstzungsteams.
Er ist als einer der wenigen
wirklich im tiefen Busch aufgewachsen, ohne Strom und fließend Wasser. Vor 8
Jahren hat er noch unter freiem Himmel geschlafen und Kühe gehütet, jetzt aber
sitzt er 9 Stunden pro Tag hinter dem PC und übersetzt vom Englischen ins
Runyankore. David hat alles in den Schatten gestellt. Es war einfach nur beeindruckend,
welche geballte Kraft und Ausdauer in diesem eigentlich unscheinbaren Mann
steckte. Der hat den Termitenhügel in Rekordzeit auseinander genommen, da haben
sich sogar die einheimischen Brüder staunend umgedreht. Es war herrlich und
eindrücklich zugleich.
David Katzigasi - "the storng one" |
Eine Woche später waren wir dann
mit dem eigentlichen Aufbau des Kreiskongresses beschäftigt. Die Überdachte
Fläche ist zu Verdoppeln. Externe Lautsprecher installieren und testen.
Windfänge und Abschrankungen errichten und alles Vorbereiten.
Carmen steckte mit 5 andern
Schwestern gerade die Kongressblumenbuquets als mir der für mich bereits zu
lange Arbeitstag zum Verhängnis wurde. Beim
Reparieren eines Werkzeuges schnitt ich mir mit meinem Fuchsschwanz so tief in
die linke Hand, dass mein Alptraum wahr wurde. In Afrika zu einem Arzt gehen zu
müssen und sich nähen zu lassen…
Aber ich kann euch beruhigen. Es
war absolute Top Qualitätsarbeit und wir sind mit den Hygienestandarts, den
Materialien wie auch dem professionellen Personal absolut zufrieden. Ich wurde
im „Family Planing Room“ Zwischen Aufklärungsbüchern, Kondomen und Spiralen auf
einem gefühlten 2 Meter hohen Schragen genäht. Ein absolutes Abenteuer.
Wirklich. Es war der Hammer…
Das Kongresswochenende war vor
allem von zwei Dingen gekennzeichnet, wunderbarer geistiger Belehrung und
Regen. Es hat geregnet was das Zeug hält. Der ostafrikanische Monsun hat uns
voll erwischt. Noch nie haben wir solche Regenfälle erlebt. Die gewaltigen
Wassermassen liessen das ganze Kongressgelände zu einem einzigen Sumpf werden
und das Programm drohte im wahrsten Sinne des Wortes „ins Wasser zu fallen“. Der
Lärm den der Regen auf dem Blech- und Plastikplachendach verursachte
verunmöglichte die Verständigung.
Viele Brüder und Schwestern waren mehr als 8 Stunden unterwegs um diesen Kongress zu besuchen. |
Nur wenige Minuten nach dem
offiziellen Programmbeginn, stoppte dann der Regen etwas, so dass begonnen
werden konnte. Es war ein schönes Gefühl, während es draußen so regnete und wir
alle so nahe beieinander im Trockenen Königreichsaal saßen. Doch dieses Gefühl
der Geborgenheit stoppte schlagartig, jedenfals für mich, als der Strom
ausfiel. Mein Einsatz! Von zuvorderst von der Bühne rannte ich im strömenden Regen
durch den Sumpf (meine schönen Schuhe…) hinter den Saal zu meinem „Todfeind“,
dem Generator. Doch nach drei Riehmenzügen sprang er doch tatsächlich an und
leistete uns für die nächsten 2 Stunden gute Dienste. Puhh war ich erleichtert.
363 Anwesende, 5 Sprachen und 6
Täuflinge
Nach Programmschluss wird der Kongressaal zum Schlafsaal umfunktioniert. |
Mittlerweile hat sich meine Hand
wieder so weit erholt, dass ich sogar wieder Geige spielen kann. Apropos. Wir
sind hier zu zweit, die ein Instrument dabei haben. Masato spielt Gitarre und
zusammen haben wir uns durchsetzen können, am Gedächtnismahl live zu spielen.
Probeweise spielten wir vor zwei Wochen in der Zusammenkunft. Die Brüder waren
begeistert. 90% hatten noch nie eine Geige gesehen, geschweige denn gehört.
Das Gedächtnismahl um den Tod
Jesu war auch sehr würdig und gut organisiert.
Wir hatten eine neue Höchstzahl
von 201 Anwesenden. Das sind 39 mehr als letztes Jahr. David Katzigazi, hat
eine sehr gelungene Ansprache mit der neuen Disposition. Er legte besonderen
Nachdruck auf die Frage, WER von den Symbolen, dem Brot und dem Wein nehmen
darf. Diese Symbole gebrauchte Jesus um einen neuen Bund mit seinen treuen
Nachfolgern, allen voran den Apostel zu schließen.
Gemäß der Bibel gibt es zwei
Arten von Hoffnung. Irdische und himmlische. Es haben jedoch nur diejenigen
Anrecht von den Symbolen zu nehmen, die von Jehova erkauft oder auserwählt
wurden, einst mit Jesus Christus im Himmel über die Erde zu regieren. Gemäß
Offenbarung 14:1 sind dies lediglich 144‘000.
Die zweite Gruppe im Gegensatz
ist unzählbar. Diese große Volksmenge hat die Hoffnung einmal ewig auf dieser
zu einem Paradies umgewandelten Erde zu leben. Die 144'000 sind Teilhaber an
diesem messianischen Bund. Die große Volksmenge jedoch sind nur Nutznießer.
Deshalb sollte niemand von den Symbolen nehmen, der nicht himmlische Hoffnung
hat. (1. Kor. 11:27).
Trotz dieser eindeutigen,
biblisch fundierten Erläuterung, bekam einer der Brüder die das Brot reichten
den Teller nur noch halb voll zurück. Ein anderer Bruder, der den Wein reichte,
schlug einem Mann, der das erste Mal in einem Königreichsaal saß auf die Hand
als dieser vom Wein trinken wollte… Willkommen in Afrika.
Die Brüder von Kisoro wollen die Plakate für den Standdienst kaum mehr hergeben. |
Wir haben die 12000 Einladungen
restlos verteilt und zwar mit der guten alten Standdienstmethode, die wir aus
der Schweiz mitgebracht haben. Diese Dienstart ist hier in Uganda noch nicht
erprobt. Wir sind die erste Versammlung in ganz Uganda, die diesen Dienstzweig
angewendet hat. Die Brüder waren begeistert und wollten fast nicht mehr nach
Hause.
Von Morgens um 8 Uhr bis abends um 6 Uhr standen mindestens 5 Brüder und
Schwestern am Stand und verteilten Einladungen und gaben Zeugnis. Klar ist,
dass dieser Dienstzweig nur mit Einladungen durchgeführt werden kann, denn wenn
du am Morgen um 8 Uhr Literatur zur freien Wahl auslegst, kannst du um 8.30 Uhr
wieder zusammenräumen, weil die Literatur ausgegangen ist. Jeder würde etwas
nehmen…
Lange Rede kurzer Sinn.
Es ist
immer viel zu tun, doch diese Arbeit ist schön, sie ist befriedigend, sinnvoll,
sehr lehrreich und macht enorm glücklich. Carmen und ich sind sehr dankbar,
dass wir diese Zeit erleben dürfen.