Montag, 4. März 2013

"Hat irgend jemand noch eine Frage?"



 

Nicht nur der geistige Same, den wir sähen dürfen sprießt, auch buchstäblicher. Wir haben aus der Schweiz einige Kräutersamen mitgenommen, von welchen wir einige angesät haben. So gruben wir eines freien Tags gute, dunkle, afrikanische Erde aus und füllten vier Blumenkistchen. Unglaublich wie schnell das Zeug hier wächst. Es wird nicht mehr lange dauern, da werden wir zu unserm Fleisch, dem Salat und den Kartoffeln feine Peterli, Schnittlauch, Basilikum oder Rucola essen.

 















Etwas ganz spezielles war auch, den Jahrestext zu gestallten. Wie man sich vorstellen kann gab es bis Mitte Februar halt noch keinen Jahrestext in Uganda. Willkommen in Afrika. Nun gut. Nach etwa 4 kompletten Druckserien stimmte dann das Format und die Rechtschreibung (Ich schrieb englisch Jehovah ohne „h“ am Schluss, was die Missionare halt zu beißenden Witzen veranlasste).

Last, but not least haben wir nun auch einen schönen Jahrestext. „Be courageous and strong…. Jehovah your God is with you.” Joshua 1:9









Immer einmal die Woche können wir wie gesagt an der „Ruharo Infant School“ Bibelunterricht geben. Wir sind drei Lehrer, die drei Klassen unterrichten. Da eine Schwester verunfallt ist und nun an den Stöcken geht, hat Carmen zwei Klassen. Sie unterrichtet die 5 und 6 jährigen und 10 bis 11 jährigen anhand des Buches „Mein Buch mit biblischen Geschichten“ Sie macht das sehr eindrücklich und die Kinder machen gut mit. Wir als Weiße sind sowieso die Attraktion der Woche. Es ist so schön zu sehen wie die kleinen den Namen Gottes gelernt haben und nun im Alltag brauchen. Zum Teil bei jeder Frage, egal wie sie lautet, antworten sie in irgend einer Form mit „Jehovah“.


Ich darf die 7 und 8 jährigen unterrichten. Ich tue es auch anhand des Geschichten Buches, doch etwas mehr Freestyle, etwas mehr improvisierter. Letztes Mal hatte ich über die Freundschaft zwischen David und Jonathan gelehrt, wie wichtig es für uns ist gute loyale Freunde zu finden, die vor allem Jehova dienen.

Dieses Mal konnten sich einige Kinder noch gut an die Lehrpunkte erinnern.
In der Stadt ließ ich ein A3 Poster mit David und Goliath drucken, welches ich als Anschauungsmaterial gebrauchte. Der Lehrpunkt hier: Jeder von uns muss sich immer wieder einem „Riesen“ stellen, irgend einer Herausforderung, einer Prüfung, einem Problem, doch entscheidend ist dabei, dass wir uns nicht auf uns selbst verlassen, sondern voll und ganz auf Jehova vertrauen. So wie David, der siegreich aus der Prüfung ging.

Die Kinder waren ganz gebannt als ich die Geschichte mit dramatischer Stimme aus 1. Sam 17 vorlas… Eigentlich war der Text nicht so jugendfrei… So mit, ‚ich werde deinen Kopf von dir nehmen und ihn den Vögeln der Himmel gegen usw‘.… Na ja. Es war auf jeden Fall spannend. Den Kindern hat es gefallen. Jetzt kommt das Beste. Nach 35 min. Dialog, die Finale Frage. „Hat irgendjemand noch eine Frage zum heute gelernten?“

In der zweithintersten Holzbankreihe, streckt ein kleiner, schüchterner Junge sein zerbrechliches, schwarzes Händchen in die Luft und fragt mit zarter leiser Stimme: „Was muss ich essen, dass ich genau so groß werde wie Goliath?“ . . . .

Die letzten Wochen habe ich damit verbracht, mich mit Fragen wie „Was ist eine Sünde gegen den Heiligen Geist“, „Was bedeutet Christi Wiederkunft und wann findet sie statt“, oder „Wieso sagte Jesus man müsse wiedergeboren sein um gerettet zu werden?“ auseinander zu setzen. Fragen, die tiefe, biblische Wahrheiten zu Tage bringen und Zeit in Anspruch nehmen um sich darauf einzustellen. Dieser kleine Junge hat mir wirklich die Spucke wegbleiben lassen… „Äh, wie war die Frage noch gleich?“

Seine Aufrichtigkeit, hat mich sehr beeindruckt, er wollte einfach gerne so groß werden wie Goliath.

Also sagte ich ihm, dass er viele Bohnen essen müsse, damit er groß werde, doch so groß wie Goliath werde er wohl nie, da kein anderer Mensch so groß geworden sei.“ Diese Antwort genügte ihm offensichtlich.

Diese Kinder. Immer wieder faszinieren sie uns. Sie sind so ehrlich, so unvoreingenommen, so demütig. Kein Wunder gebrauchte Jesus sie als Beispiel für uns. Wenn wir so demütig und so bescheiden wie Kinder würden, wären wir würdig für Gottes Königreich.





Diese Woche erreichte uns eine sehr traurige Nachricht. Die Frau von Simon, den wir bereits erwähnten, welcher Kinyarwanda spricht, verstarb nach 2 Monaten im Krankenhaus. Auf dem Weg von Ruanda nach Burundi verunfallte sie in einem 7 Plätzer auf der Straße. 3 Menschen waren sofort tot. Sie wurde mit schwersten Verletzungen in ein Spital in Ruanda gebracht und erlag nun ihren Verletzungen. Es trifft uns sehr hart, denn sie war jünger als Carmen und eine ausnehmend schöne Frau. Obwohl sie sehr schüchtern war, beteiligte sie sich letztes Jahr immer wieder am Studium und besuchte die Versammlungen. Wir können den Verlust und den Schmerz, welcher der Tod mit sich bringt nur erahnen. Wir konnten Simon leider nur per SMS trösten, doch dieses Mittel schöpften wir voll aus. Simons Frau hat nun die Hoffnung auf eine Auferstehung im Paradies. Eine Hoffnung, die vielen die Tränen in die Augen treibt wenn sie davon hören. Es gibt wohl kaum eine Familie hier, die kein Familienmitglied beklagen muss, das unter 20 Jahren gestorben ist. Es gibt unzählige Halb- und Vollwaisen.

Samson als Beispiel. Einer der Runyankore Übersetzer. Er ist von 12 Kindern der Mittlere, ist 30 Jahre alt und hat bereits 5 Brüder und Schwestern verloren. Alle durch AIDS.

Der Tod. Als letzter Feind wird er vernichtet. 1.Kor. 15:26





Eine andere traurige Neuigkeit ist, dass wir uns bald von Ken und Yuka verabschieden müssen. Yukas Knie ist so schlecht geworden, dass sie nicht mehr gehen konnte. Sie muss sich einer komplizierten Operation unterziehen die sie 2 Monate im Spital liegen lässt.

Das bedeutet nun für sie, dass sie alles verkaufen und am 5. April für immer nach Japan zurückkehren werden. Alles in allem haben sie 4 Jahre in Uganda gedient und waren eine unbeschreibliche Stütze für die Brüder hier und haben im Feld viel bewirkt. Der Verlust von Ken ist vor allem für mich sehr schmerzlich, da er mir ein so guter Freund und Mentor wurde. Da ich erst gerade meine beiden engen Freunde in der Schweiz zurücklassen musste, ist es für mich sehr schwer nun schon wieder meinen engsten Freund in Uganda zu „verlieren“. Aber wir verstehen ihre Situation und die daraus resultierenden Entscheidungen absolut. Wir würden genau gleich entscheiden. Ich hasse einfach dieses Abschied nehmen.


Zur gleichen Zeit werden Hideki und Misa für einige Monate nach Japan zurückkehren, was bedeuten wird, dass ich in der Versammlung viel mehr Verantwortung übernehmen werde, da 2 Älteste (reife und erfahrene Brüder, die die Organisation und die Belehrung anhand der Bibel in einer Ortsversammlung leiten) zu ersetzen sind. Ich freue mich einerseits auf diese Aufgaben, blicke diesen aber auch mit gemischten Gefühlen entgegen. Es war immer so schön im Windschatten von Ken und Hideki zu ‚segeln‘, doch bald werde ich sie nicht mehr vor mir haben, sondern muss selber Entscheidungen fällen, die auf biblischen Prinzipien basieren. Das heißt, ich werde mich noch mehr auf Jehovas Geist verlassen können.


Es war eine schöne Zeit mit Ken und Yuka. Wir werden sie sehr vermissen.





Die Gedächtnismahl Einladungsaktion hat auch hier pünktlich am 1. März begonnen. Wir haben 12‘000 Einladungen (!!!!) zu verteilen. Wenn man bedenkt das wir knapp 70 Verkündiger sind die in 2 Versammlungen dienen ist dies eine beträchtliche Summe. Aber keine Angst, die bringen wir schon an den Mann und an die Frau.

Zum ersten Mal in Mbarara, dürfen wir auch einen Standdienst unter einem Zelt organisieren, der dazu dient in der Öffentlichkeit auf den Kongress der am Wochenende vor dem Gedächtnismahl ist und auf das Gedächtnismahl selber hinzuweisen.

Ja, es ist viel los und es befriedigt sehr, hier zu dienen. Diesen Freitag hatte Carmen sogar die Freude ein „verschollenes“ Bibelstudium wieder zu finden. Es war ein freudiges Wiedersehen und das Studium wird fortgesetzt. Mehr dazu dann in einem späteren Bericht.



2 Kommentare:

  1. Hallo liebe matters. Dankw für den schönen blog,ich freue mich immer über neue einträge. Johnny,wir wünschen dir viel freude und segen bei deinen neuen Aufgaben...bestimmt wirst du das mit jehovas hilfe meistern können.
    carmen,süsse,im mai gibts das erste päckli,mach dir schon mal gedanken was rein soll..noch mehr kräuter-samen?hihi...haben in peru auch 10versch. mais- und quinoasamen zum anpflanzen gekauft....ob die in unserem gärtli in CH wohl kommen?:-)

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  2. Hallo ihr Lieben !!!!!
    Wir freuen uns sehr über euren Blog. Es ist immer so ermunternt
    wenn ihr von euren Erfahrungen berichtet! Für Simon tut es uns so so leid !!!!! Sagt ihm das wir auch mit ihm fühlen...=(
    Liebe Grüsse: Lundis

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