Dienstag, 12. November 2013

"Ich lache damit ich nicht weinen muss"




Ja, es gibt uns noch und wir leben. Der Bezirkskongress, die darauf folgende Pionierdienstschule und der Kreisaufseherbesuch haben uns jedoch ziemlich auf trapp gehalten. Es war sehr streng, doch ungemein lehrreich und bereichernd.
Doch alles etwas detaillierter.


Mittlerweile haben wir herausgefunden dass unsere „Anuque“ keine „Sie“ sondern ein „Er“ ist. Weil „Er“ so wie eine graue Maske über den Augen trägt, nennen wir ihn nun kurzerhand „Zorro“.
Nie hätten wir gedacht, dass ein Tier so anhänglich sein kann und so viel Freude bereitet.






Der Bezirkskongress war ebenfalls sehr spannend, ermunternd und bewegend.
Wir haben für die nächsten 9 Monate von Freitag bis Sonntag von 6 bis 18 Uhr keinen Strom (Juhuii, Willkommen in Afrika). Doch das Leben hört halt nicht einfach am Donnerstagabend auf und beginnt wieder am Montagmorgen.

Der Kongress fand statt, mit der unaufhörlichen Unterstützung des Generators, den wir freundlicher Weise von der Gehörlosenorganisation Mbarara kostenlos zur Verfügung gestellt bekamen.

Obwohl in Afrika, alles Wireless...
Doch die Installation eines 12 Volt Generators über einen Inverter auf eine normale Steckdose war noch "tricky". Da musste mal wieder der Elektrovollprofi aus der Schweiz dran glauben… Meine Güte war das ein heißes Eisen. Doch irgendwie hat das Teil funktioniert ohne zu brennen oder kurzzuschließen… Was man nicht alles lernt.






Der in fünf Sprachen abgehaltene Kongress hat rund 480 Anwesende geistige Belehrung geboten und es wurden 7 Personen den Reihen der Zeugen Jehovas hinzugefügt.

Ntare Main Hall, Mbarara

Das Drama, vom Freitag in dem wir mitwirken durften war so rührend und eindrücklich. Nach dem wir es sicher 60 Mal gespielt hatten und die Hauptprobe mehr als erbärmlich war, wuchsen alle Akteure in der eigentlichen Hauptaufführung über sich hinaus. Es war genial.
Zusammenfassend kann man sagen, dass es eine Kumulierung aus Improvisation und Garagenhandwerk war, die unter der Leitung von Jehova in einem eindrücklichen, lehrreihen dreitägigen Bezirkskongress resultierte. Unvergesslich.
Es ist immer wieder sehr stärckend, zu verspüren wie sehr doch Jehova alles so lenkt, dass es zu seinem Wohlgefallen gereicht. An diesem Kongress ging so vieles schief, und musste irgendwie überbrückt werden. Doch niemand zweifelte an der Tatsache, dass schlussendlich alles von Jehovas Geist kontrolliert wurde.





 Familie Kabonge (sie hatte damals diesen schweren Unfall)



Farbenfrohe Schwestern















 


Pionierdienstschule

Einen Monat, bevor die Schule startete wandte sich der verantwortliche Bruder an mich und einen Ältesten. „Wir sollten mal zusammensitzen und die Schule planen“.
In Kriens hatten wir damals vor knapp einem Jahr schon einmal das Privileg mithelfen zu dürfen und hatten deshalb schon eine Ahnung was auf uns zu kam. 
Abschütten zu zweit...


Kochstelle
Für die erste Pionierschule im Westen Ugandas war es ein Erfolg. Schon bald wird die Pionierdienstschule ja nur noch 6 Tage dauern.










Ein Topf voll Matooke...












Danach das Abwaschen, an diesem Tag, hatte es aber
kein Wasser. Deshalb brachte ein Bruder ständig Kanister.




























Nur noch einmal so ein Vergleichsfoto aus Kreins...

 





Wir hatten während der Pionierdienstschule oft Gelegenheit Schweizerdeutsch zu sprechen. Kevin und Andrea Rupp, zwei Missionare aus dem gebärdesprachigen Feld in Rwanda waren ebenfalls unter den Studenten.
 
Es war wieder einmal schön, mit anderen genauso zu sprechen wie einem der Schnabel gewachsen ist. In der ersten Zusammenkunft als Kevin auf mich zu kam musste ich lachen als ich seinen „Schlaatnerdialäkt“ hörte. Wir wechselten nur ein paar wenige Sätze in „Schwyzerdütsch“.

Doch das reichte schon… Ronny Kabonge, der mit mir bei den Zeitschriften dient, kam sofort und meinte: „Ich habe Jonathan noch nie so fröhlich gesehen wenn er Englisch oder Runyankore spricht, Wauh. Dieses Lächeln.“
Muttersprache ist einfach schon etwas unbeschreiblich schönes. Wir sind Jehovas Organisation so dankbar, dass sie Literatur in mehr als 600 Sprachen zur Verfügung stellt.

Viele Verkündiger in unserer Versammlung haben während der letzten Monate „gelitten“, da das Jeremia Buch für afrikanische Verhältnisse recht taff ist. Das Englisch ist zum Teil sehr schwierig und das Buch gibt es nur noch in 3 Sprachen der über 20 die in Uganda übersetzt werden. Viele Brüder haben noch nie einen Wachtturm in ihrer Muttersprache gelesen, ein Unterredungsbuch, einen Königreichsdienst, oder die meisten der Königreichslieder.

Wir schätzen es manchmal viel zu wenig, in was für einem geistigen Swimmingpool wir eigentlich schwimmen dürfen… Wir schaffen kaum alles zu lesen und ist wieder ein neuer Stapel vor uns bereit. Herrlich wie sich Jehovas Organisation um den nie endenden Nachschub kümmert.
Wenn man bedenkt, dass die neuste(!!!!) Runyankorebibel aus dem Jahre 1964 ist und haarsträubende Ausdrücke wie „Witchdoctor“ (Hexendoktor; „… Lukas, der Hexendoktor…“) enthält.

Die Brüder lesen in den öffentlichen Vorträgen ständig vom HERR und vom MEISTER und dass Jesus ans KREUZ GESCHLAGEN wurde.
Warum ändern sie es denn nicht einfach gerade während dem Lesen? HERR in Jehova und KREUZ in Marterpfahl? Nun, dies wäre eine Verletzung der Übersetzungs- und Urheberrechte der Bibelsociety of Uganda. Interessierte könnten daran Anstoß nehmen, dass wir die Bibel „verfälschen“ würden.
Wir hoffen dass schon sehr bald die Christlich griechischen Schriften in Runyankore frei gegeben werden.
Wir fühlen uns nach wie vor sehr wohl glücklich hier in Uganda. Unser Herz schlägt so sehr für die Menschen hier, obwohl zum Teil sehr ungebildet und deshalb primitiv und vulgär. Die, die es jedoch „verdienen“ bereiten uns enorme Freude.

Wir verbrachten mit Kevin und Andrea Rupp übrigens noch ein paar schöne Tage in Kabale, einer 3 Stunden entfernten Ortschaft in den Bergen. Hier einige Bilder:




Das Essen war einfach FANTASTISCH!!!!









 
 Viel schöne Arbeit

Das Verhältnis hier im Westen ist Pro Verkündiger 20000 Menschen. Es gibt also schon noch 2 oder 3 Wochen etwas zu tun.
Nein, die Arbeit ist noch gewaltig. Wir zählen nun mittlerweile 44 Verkündiger und führen 120 Studien. Am Sonntag ist unsere Durchschnittliche Anwesenden Zahl von 64 im letzten Jahr auf 87 dieses Jahr angestiegen. Es strömen wirklich viele Menschen zu Jehovas Volk um sich von Jehova unterweisen zu lassen.
Wir können es nicht oft genug betonen. Es ist fantastisch wie lehrreich die letzten 10 Monate hier wieder waren. Unsere Weltanschauung, unsere Persönlichkeit, unser Glaube, unsere Wertschätzung unsere Erkenntnis, alles hat sich vermehrt oder verbessert oder gesteigert. Es ist die beste „Schule“ die wir je besucht haben.

Die Afrikaner sind uns wirklich ans Herz gewachsen. Obwohl uns gewisse Anschauungen oder Verhaltensweisen immer fremd vorkommen werden.

Zum Beispiel die Trauer. Kürzlich erzählte Evas Carmen mit einem Strahlen im Gesicht, dass ihr Neffe mit 6 Jahren an Typhus gestorben sei. Sie konnte kaum mehr aufhören zu lachen.
Oder während der Drama proben. Wenn die Nachricht vom Tod der Tochter und des Schweigervaters/Vaters eintrifft… Die konnten sich am Anfang kaum halten vor Lachen, geschweige dem als Schauspieler in der Rolle bleiben. Es war so schwierig, die Ernsthaftigkeit und Tragik der ganzen Situation vor Augen zu führen.

Warum? Der Tod ist so allgegenwärtig. Jeden Tag ist er präsent. Kürzlich reisten wir von Mbarara nach Kabale, 3 Stunden entfernt. Auf dem Heimweg bei einer Baustelle lag einfach ein Toter mitten auf der Straße. Noch nicht so alt, aber eben, tot. Niemand kümmerte sich…

Die Menschen hier sind sich den Tod so sehr gewohnt, dass du sie gar nicht mehr auf ihre Gefühle bei einem Verlust ansprechen musst. Es ist so normal. „Ich lache, damit ich nicht weinen muss“ ist so die Devise. Sie versuchen einfach das „positive“ zu sehen.

Wenn du mit dem Antworten Traktat arbeitest ist es zu 95% der Wunsch des Gegenüber die Frage, Was geschieht mit uns wenn wir sterben zu besprechen.
Dank der falsch Information und Unwissenheit der meisten Kirchen hier ist es den Menschen verborgen geblieben, dass wir eine Seele sind und keine haben.

Um den Unterschied mit der Seele dem Körper und dem Geist zu zeigen gebrauchen wir immer den Vergleich mit einem Brief. Wir haben den Umschlag (Körper), der selber ja noch keinen Brief ausmacht. Das beschriebene und gefaltete Papier (Geist) kommt in den Umschlag und wenn zugeklebt, frankiert und adressiert, wird daraus ein Brief (Seele)
„Ja, aber etwas geht doch aus uns heraus, wenn wir sterben“ meinen die meisten. „Ja, das ist wahr. Wie einem Fußball, der ein Loch hat, was kommt da heraus?“ „die Luft“ „Genau, und so ist es auch bei uns, irgendwie muss die Luft ja in den Fußball gekommen sein!“ Durch die Lebenskraft, den Geist von Gott, atmen wir  Sauerstoff der uns zu ‚atmenden‘ oder ‚Seelen‘ macht.“

Dann helfen uns Psalm 104:29 und Prediger 12:7 wunderbar weiter, das Gespräch zur Wahrheit zu lenken.



Wir werden nun eine Woche im Westen in der Region Fort Portal herumreisen und dort "Need-Greaters" aus Dänemark besuchen und mit ihnen eine schöne Zeit verbringen.

Danach melden wir uns dann mit einigen herausragenden Erfahrungen aus dem Dienst. 


Versprochen…


Die Seele baumeln lassen...




1 Kommentar:

  1. Hallo Jonathan und Carmen
    Ich habe nachgefragt, wie es Euch geht, jedoch schien niemand dies zu wissen, weshalb wir anfingen, uns Sorgen zu machen. Ich habe Euren letzten Eintrag mit grosser Freude gelesen und bin froh, dass es Euch gut geht. Es ist toll, dass ihr eine so wundervolle Zeit in Uganda habt. Wir hoffen sehr, dass Jehova euch weiterhin segnet, auch mit Gesundheit, und Ihr noch vielen Menschen die Wahrheit näher bringen könnt. Ganz liebe Grüsse aus der verschneiten Schweiz. Loretta, Franz mit Calvin, Bryan und Jill

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