Dienstag, 16. April 2013

Die wohl erste weisse Maid...



Manchmal muss man einfach über den eigenen Schatten springen…



Kürzlich im Dienst, beobachteten wir, wie ein Mann mit beiden Beinen auf den Hörnern eines Kuhkopfes stehend mit einer Axt wie ein Wilder auf den lose am Boden liegenden mächtigen Kopf einschlug um ihn in zwei Hälften zu teilen… Puahh… Wir sind uns mittlerweile doch schon einige hässliche Anblicke gewohnt, doch das war wieder einmal eine enorme Bereicherung… Bitte versteht, dass wir von dieser Sauerei, kein Foto einfügen.



Die Kultur der Banyankore erstaunt und befremdet uns zugleich immer wieder. Vor allem ich als Mann muss vor unsern Schwestern wirklich voller Respekt den Hut ziehen. Was die sich Tagein Tagaus an Anzüglichkeiten, vulgären Witzen, Sexueller Belästigung und Finger und Händen an Plätzen wo sie nicht hingehören zur Wehr setzen müssen. ‚Primitiv‘ ist da nur der Vorname. Ganz hässlich ist die Situation, wenn eine Schwester, sogar in Gegenwart ihres Mannes (die können Hand in Hand gehen) oder anderer Brüder, an einer Gruppe Halbstarker vorbei gehen muss… dann fängt das Gejohle und Gegröle schon von weitem an: „He Musungu, Musungu, My size, my size, Would you marry me?“ („Meine Größe, meine Größe“, was sie auf das weibliche Geschlechtsorgan beziehen).


Was war auch schon wieder die neunte Fassette der Frucht des Geistes? Ach ja, SELBSTBEHERRSCHUNG! Also eines kann ich euch aus eigener, tiefer Überzeugung sagen… Gewisse Männer hier machen es mir sehr, sehr, sehr, schwer nicht zu einem totalen Rassist zu mutieren.


Deshalb ist es wichtig, sich auf die 95% (großzügig) anderen zu konzentrieren, die noch einen Funken Anstand besitzen. Es bewahrheitet sich nun halt doch wieder, je ungebildeter ein Volk ist, desto primitiver ist es und desto besser ist es zu manipulieren. Die meisten Stämme der Banyankore gehören leider genau in diese Kategorie. Viele Menschen hier können kaum 3 Worte fließend am Stück lesen, geschweige denn verstehen…

Doch das hindert uns nicht am Predigen. Wir finden nach wie vor enorm viel Freude und Befriedigung in dem schönsten und lohnendsten Werk aller Zeiten. Die Wahrheit verändert die Menschen halt komplett zum Positven. Es ist schön zu sehen, wie die banyankorestämmigen Brüder und Schwestern sich von Jehova schulen und formen liessen.

Versammlung Mbarara English
44 Verkündiger - 1 Ältester - 3 Dienstamtgehilfen - 7 Pioniere



Vor allem zwei unserer Studenten, bereiten uns sehr, sehr große Freude. Wir möchten diesmal auf Joseph eingehen, einem Pädagogikstudent aus Soroti, im Osten Ugandas. Er ist ein sehr ruhiger, überlegter,0 junger Mann. Er kann sich sehr gut vorstellen, warum Satan in der Bibel mit einer Schlange verglichen wird: „Die sind hinterhältig und listig“ meinte er „and very, very, very, very dangerous!“ Er selber tötete vor 6 Jahren eine Schwarze Kobra, die zu den wohl giftigsten Schlangen der Welt zählt, was ihm seinen traditionellen Namen einbrachte.


Joseph hat in seiner Kindheit durch seine Verwandten sehr schlimme Dinge erlebt, die ihn heute enorm Aufwühlen, er hat sehr starke Rachegefühle, Konzentrationsstörungen und Schlaflosigkeit. Von Zeit zu Zeit kommen all diese Abscheulichkeiten aus ihm heraus und er kann sich richtig entleeren… An Studium ist dann aber nicht mehr zu denken. Wir behandeln dann speziell ermunternde und glaubensstärkende Verse aus den Psalmen, aus Römer oder aus Jeremia. Vor zwei Wochen bat er mich, im einleitenden Gebet doch speziell seine momentane aufgewühlte Gefühlswelt Jehovas Fürsorge anzuvertrauen. Was den besonderes vorgefallen sei, fragte ich. „Meine Schwägerin hat letzten Dienstag meinen Onkel vergiftet.“ …


Joseph aus Soroti
Der zarte, schmächtige Joseph, trägt eine schlimme Vergangenheit und eine ebenso schlimme Gegenwart mit sich herum. Doch das Studium mit ihm ist sagenhaft. Seine Wertschätzung und seine Liebe zu Jehova sind so stark und bereits so ausgeprägt, dass man wirklich sagen kann, sein Herz ist bewegt. Seit ich das Studium mit ihm vor 3 Monaten übernehmen durfte, hat er nicht einen Sonntag in der Versammlung gefehlt. Er ist stets vorbereitet und beteiligt sich. Am Kongress erschien er trotz strömendem Regen beide Tag, was absolut nicht selbstverständlich ist, selbst unter getauften Brüdern. Nun hat er sogar begonnen, die Mittwochabend Vorlesung zu schwänzen und will nun auch dem Versammlungsbibelstudium und der Theokratischen Predigtdienstschule (Eine Schule, die seit 1943 jeden Willigen Mann und jede willige Frau in Rhetorik und fliesendem Lesen schult) beiwohnen.


Letzten Sonntag haben wir ihn anlässlich des Kapitels über das Lösegeld gefragt, welches denn für ihn ein Geschenk von großem persönlichen Wert war. Wie es so seine Art ist, nannte er das Kind nicht beim Namen, sondern umschrieb es auf eine Weise, dass Carmen sofort bemerkte, dass es sich um die Neue Welt Übersetzung der Heiligen Schrift in Englisch handelte, die wir ihm geschenkt hatten. Ich hatte ihm als Widmung Jeremia 17:7 & 8 in den Buchdeckel geschrieben. Kürzlich habe ich gesehen dass er daneben geschrieben hat: Donated by Jehovah’s Witnesses, Mbarara.


Joseph macht uns sehr große Freude und wir bewundern seine Fortschritte und sein Interesse sehr. Als ich ihn kürzlich fragte, warum er ausgerechnet mit Jehovas Zeugen die Bibel studiere und nicht mit den Anglikanern, den Born-agains oder den Baptisten, sagte er wie aus der Kanone. „Ihr führt uns aus der Dunkelheit ins Licht. Bei Euch wird danach gehandelt, was gepredigt wird!!“ Auf meine anschließende Frage, wo er denn nach dem Letzen, dem 19. Kapitel stehen möchte, meinte er: „Ich möchte mich taufen lassen“…


Solche Worte berühren uns sehr, denn es sagen hier viele, sie möchten und sie würden dann und sie wollten gerne, doch ihre Taten sprechen ganz eine andere Sprache. Deshalb haben wir an Joseph so viel Freude. Ein guter Mann, mit einer guten Zukunft.





Evas


Die Schwester, die am selben Wochenende, an dem wir ankamen in einen schweren Autounfall verwickelt war, weilt nun wieder unter uns. Wir berichteten ja bereits von ihren schweren Rückenverletzungen. Sie muss nun immer noch ein Korsett tragen, kann sich deshalb kaum bücken und somit den Haushalt nicht alleine bewältigen. Deshalb hilft ihr Carmen zweimal wöchentlich. Sie wäscht die Kleider, kocht für sie und bringt den Haushalt in Ordnung. Etwa 4 Stunden täglich.


Das hat den Vorteil, dass Carmen in ungeahnte Tiefen der Banyankore Kultur eintauchen kann. In diesen wenigen Tagen hat sie sowohl kulturell, fachlich wie auch sprachlich enorm viel gelernt. Die Nachbarn sind so überwältigt, dass eine WEISSE für eine Schwarze putzen und waschen kommt.

Wir machen nun so einen Scherz. Evas ist wohl die erste Afrikanerin, die eine weiße Maid beschäftig.

Die Familie ist aber sehr dankbar, dass Carmen helfen kommt und schätzen es sehr.





Ein schwarzer Freitag


Den bis jetzt heftigsten Tag seit wir überhaupt einen Fuß auf Ugandischen Boden setzen war diesen Freitag, den 12.4.2013.

Carmen hatte die letzten Wochen immer wieder einen Tag hohes Fieber und anschließend einige Stunden Durchfall… Danach normalisierte sich ihr Zustand immer wieder. Wir testeten aber immer auf Malaria, welches aber negativ anzeigte. So auch wieder diesen Donnerstagabend. Nach einem Arbeitstag bei Evas, aßen wir zusammen zu Abend und Carmen merkte, dass ihr wieder unwohl wurde und das Fiber kam. Ich dachte mir dabei halt wieder nichts schlimmes, denn wir führten es auf den abrupten Wetterwechsel zurück unter dem viele hier zu leiden haben. (Mal 38°C und am nächsten Tag wieder 21°C).


Also gingen wir zu Bett und Carmen schüttelte es vor Fieberkrämpfen immer wieder heftig. Auch das war in letzter Zeit nicht ungewöhnlich. Ich gab ihr ein Aspirin und zwei Stunden später 1g Dafalgen, welches sie etwas beruhigte.


Am nächsten Morgen hatte sie zwar immer noch starkes Fieber, doch wie üblich klang dies jeweils im Verlauf des Morgens ab. Carmen war so müde und schlief tief und fest. Tee und Wasser stellte ich bereit und gegen ihre starken Gliederschmerzen gab ich ihr 40 Tropfen Novalgin. Dann ging Ich in den Predigtdienst.


Zufälliger Weise sagten mir zwei meiner Bibelstudien kurzfristig ab, so dass ich um 12 Uhr nach Hause ging, um einige Dinge zu erledigen, bis ich um 14Uhr in der Schule Unterricht geben sollte. Doch dazu kam es erst gar nicht mehr. Zum Glück ging ich nach Hause…


Ich fand Carmen heiß glühend vor Fieber, völlig im Delirium, Bach nass in den Bettlacken. Fiebermessung ergab 38,9°C und nach 10 Minuten 39,4    °C. Carmen war am dehydrieren und kannte nicht einmal mehr ihren Namen und wo sie war. Es war höchste Eisenbahn! Ich rief ein Bodaboda und wir fuhren so schnell wie möglich zur Klinik. Zum Glück. Carmen hatte Blut im Stuhl und war völlig ausgetrocknet. Ihr wurden intravenös 2,5Liter Natrium Chlorid verabreicht, was mehr als einem Drittel ihres Blutvolumens entspricht. Wir hatten wirklich Angst, dass sie sterben würde, denn ihr Zustand war sehr kritisch. Zum Glück haben die Ärzte schnell reagiert.


Es war so schön zu sehen, dass, kaum war Carmen hospitalisiert, bereits Schwestern erschienen und uns besuchten. Viele Brüder riefen noch am gleichen Abend an fragten nach ihrem Befinden. Asumpta, Carmens Freundin vom Bethel kam nach ihrer Übersetzungsarbeit direkt in die Klinik und blieb bis zum nächsten Morgen bei uns. Sie teilte sich mit mir die Nachtwache. Es hat uns so gerührt, wie die Brüder und Schwestern sich so liebevoll um uns gekümmert haben.
Wir machten uns schon grosse Sorgen... Doch die Ärzte reagierten gut und schnell.
Als ich sie so da liegen sah, erinnerte ich mich an ein Foto vom letzen Jahr, das etwa ähnlich aussah.


Wenn man krank ist, dann wünscht man sich immer am meisten wieder "Daheim" zu sein.

Carmen hatte einen Magen-Darm Infekt, der sich seit Wochen hinzog, doch erst am Donnerstag richtig ausbrach. Jetzt ist sie zwar immer noch sehr schwach, doch auf dem Weg der Besserung. Wir sind froh, dass wir uns die medizinischen Mittel leisten können und so die Best mögliche Behandlung erhalten.



Doch auch hier zeigt sich wieder einmal mehr. Die positven Seiten überwiegen die negativen bei weitem.




Ein Land von Milch und Honig... aber auch von Filet und Hüftstücken...

Mbarara gilt in ganz Uganda als das der fruchtbarste Tiel des Landes. Eben das Land von Milch und Honig. "Milch", weil hier die Kuhirten, die Bahima, ein Unterstamm der Banyankore, leben. "Honig" weil in 35km Entfernung Busheney liegt, ein Ort, der von der Bienen und Honigzucht lebt.

Diese Woche haben wir uns z.B. ein "Tziziiri" (Sitschiiri) erstanden. Das traditionelle ugandische Tonkochgeschirr. Unten Papier und Karton, der angezündet wird. Oben Holzkohle, die langsam zu glühen beginnt. Durch den Ton wird der Verglühungsprozess verlangsamt, da Wärme absorbiert wird. Das hat zur Folge dass du enrom lange ein schöne Glut hast.


Wie wenig es doch braucht
um Freude zu empfinden.
Jetzt haben wir das Grillieren von einer ganz anderen Seite entdeckt... Hmmm! Die Fleischqualität in diesem Land übertrifft sowieso alles was wir bis anhin kannten. Die Kühe hier sind fett und prächtig und das Fleisch ist deliziös. Ich glaube, dass wir uns hier bald mit meinem Bruder Stephan, der in Argentienien dient, und seinem Fleisch messen können...
2kg feinsts, zartestes Rindsfleisch wartet darauf zerlegt zu werden.




















Etwas ähnliches in Argentinien...
Wohl etwas andere Dimensionen

Stephan Matter beim zubereiten
"Mundgerechter" Stücke



















  







 


Das läst das Herz höher schlagen...

Schleichwerbung ist unbeabsichtigt...
Über Nacht in einer feinen Marinade eingelegt, vielleicht mit Honig oder Sojasauce, scharf oder Sauer... Das Fleisch ist jeweils ein Gedicht. Wir sind schon richtige Grillmeister geworden und die Brüder lieben unsere Fleischgerichte. Bisweilen hatten wir das Empfinden, dass, wenn wir bei Brüdern zum Grillieren eingeladen waren, es sich da nicht umbedingt um ein Grillieren handelte, sondern eher um ein kollektives, kontrolliertes Fleischverbrennen!!!



Während dem Sonnenuntergang,
bei einem oder zwei Bier zu zweit zu Grillieren...
Ach wie schön das doch ist!

Nachdem wir nun einige Tage „frei“ hatten. Bereiten wir uns darauf vor, ab nächster Woche wieder den gewohnten Wochenrythmus einhalten zu können. 6 Tage Dienst, einen Tag frei (immer Dienstag).



Wir arbeiten sicher 20 Stunden der 35 Stunden in der Woche gemeinsam im Gebiet und führen viele Studien gemeinsam. Das hat uns noch enger zusammengeschweißt und wir sind bessere Bibellehrer geworden, da mein härtester Kritiker immer noch Carmen ist und ich der ihrige…


Es hat hier einige Kontraste gegeben. Vergleiche von hier und da oder damals und jetzt. Hier noch ein Letzter... Kennt ihr den von letzen Jahr noch?

März 2012



Den gibt es immer noch. Er ist etwas hineingewachsen....




März 2013





3 Kommentare:

  1. Hallo Joni und Carmen, sind wir froh, dass es Dir Carmen wieder besser geht und dass ihr rechtzeitig im Spital wart. Liebe Grüsse und passt auf Euch auf!

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  2. Liebe Carmen Auch von uns gute Besserung!Und passt gut auf Euch auf!!!!Eure 3C us em Aemmitau ;)

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  3. He mini lieb,hesch mis sms becho? Tuet mer leid fuer die schlimmi ziit wo ihr gha händ...han richtig glitte bim lese;-(
    bin im fall parat fuer die erste paketwünsch...hihihi

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