Samstag, 22. Juni 2013

Die 209. Sprache



Dieses Wochenende hatte ich weidereinmal das große Vorrecht einen Vortrag zu halten. Mir wurde das Thema „Teilst du Gottes Ansicht über das Leben?“ zugeteilt.





Liebe Freunde aus der Schweiz haben uns einen Glasdiamanten geschickt, den ich unmöglich in Afrika auftreiben konnte (Sierra Leone ist zwar nicht so weit entfernt, doch das ist eine andere Geschichte), aber unbedingt brauchte. Es ging um die Veranschaulichung wie kostbar, ja einzigartig unser von Jehova geschaffenes Leben ist. Es ist hier nicht so üblich visuelle Hilfsmittel zu verwenden und deshalb war es im Saal totenstill, als ich dem Übersetzer das „Geschenk“ reichte, um es aufzumachen.

Der Diamant fand großen Gefallen und das Thema ließ viel über ihre eigene Einstellung nachdenken. Wir haben immer 50% und mehr Anwesende als Verkündiger sind, was immer eine große Freude ist.






Ich hatte Dennis eingeladen, den Studenten, der nicht gehen kann, das heißt, sich auf allen vieren fortbewegt.

Ich gab ihm im Vorfeld 2000 Shilling, damit er mit dem Bodaboda kommen könnte. Doch als ich ihn am Sonntag anrief, war er mit seinem Tretrollstuhl bereits in der Nähe des Saales. Er sitzt da in einer Art Rollstuhl, der eine Nabe hat an welcher ein drittes Rad angemacht ist, das via eine Velokette und den Handpedalen angetrieben wird. Als ich so auf das Eingangstor des Königreichsaales zuging sah ich ihn von weitem „daher radeln“ kommen.

Seine prächtigen Muskeln glänzten in der Sonne. Ich habe ja schon immer gerne Muskeln gehabt, das ist auch der Grund, warum ich damals mit 6 Jahren Schmied werden wollte. Doch solche Arme habe ich beim besten Willen noch nie gesehen. Da erblassen alle Bodybuilder, denn diese Muskeln sind definitiv ohne Steroide erzeugt.

Dennis hat sich in der Versammlung sehr wohl gefühlt und war begeistert, wie viel die Bibel gebraucht wird und nicht nur daraus gelesen sondern auch erklärt wird.

Es ist immer so schön, die Begeisterung der Studierenden zu sehen, wenn sie den Vergleich zwischen der Versammlung und andern Gottesdiensten ziehen können.


Ich fragte mich aber im Nachhinein für vielleicht 3 Sekunden, was er wohl mit den 2000 Shillings gemacht hat, die ich ihm für den Transport gegeben hatte. Nicht dass es mir ums Geld geht, aber wir geben Bibelstudierenden prinzipiell nie Geld. Zu viele schlechte Erfahrungen und zu viele Enttäuschungen. Doch ich leis es bleiben und wandte mich wichtigerem zu.


Am nächsten Tag. Montag. Zeigten wir Dennis das DVD über die weltweite Bruderschaft. Er interessierte sich vor allem für die Saalbauten. Nach der Vorstellung war er so begeistert und drückte dies mit vielen Worten aus. Und da erwähnte er auch, dass er sich überlegt hatte, was er mit den 2000 Shillings machen solle. Er meinte, "wenn ich sie für den Transport brauche, kann ich nur einmal kommen, doch wenn ich sie in die Reparatur meines „Bisycles“ (so nennt er sein Fortbewegunsgerät) investiere, kann ich immer wieder kommen. Dies tat er und ich schämte mich so, dass ich nur schon darüber nachgedacht hatte, was wohl mit dem Geld passiert war…



Auch Annette kam mit ihrem Mann und den zwei Buben. Der Mann, Nick, hatte sogar den Wachtturm vorbereitet und gab einen schönen Kommentar. Es war seine allererste Zusammenkunft. Doch er war so begeistert und fühlte sich so wohl. Er wäre nicht das letzte Mal hier gewesen meinte er.


Er schwärmt ohnehin für uns Zeugen Jehovas. Diese Woche kam im Fernsehen eine Reportage über Nelson Mandela, dem es ja zur Zeit gar nicht gut geht. Über seine jungen Jahre als Politiker wurde berichtet, dass er sich für eine Zeugin Jehovas interessiert hatte, die ihm jedoch sagte, dass sie ihn nicht heiraten könne, da er in der Politik aktiv sei.


Dies beeindruckte Nick so sehr, denn in Afrika, bemüht sich jede Frau einen möglichst reichen Ehemann zu ergattern. Dass unsere Schwester einem so prominenten und reichen Politiker eine Korb gab, konnte er fasst nicht fassen. „Die Zeugen Jehovas müssen ja einen unbeschreiblich starken Glauben haben“, meinte er.


Die Lehrerin ihrer Tochter Catherine hatte letzte Woche angerufen. Mit Catherine stimme etwas nicht mehr. Sie sei im Religionsunterricht so kritisch, wiederspreche und sei nicht mehr so motiviert. Sie zweifle einige Dinge an….


Annette sagte ihr nicht, dass sie mit Zeugen Jehovas studiere, sonst hätte die Lehrerin zu sehr Druck auf Catherine ausgeübt.



Annette’s Fortschritte machen uns wirklich sehr große Freude. Ohne ein Wort unsererseits, nachdem sie den Anhang über das Kreuz gelesen hatte, trennte sie sich von ihren beiden Kreuzanhänger, die sie trug. Sie hatte erkannt, dass es nicht mit der Bibel vereinbar ist, diese zu tragen.


Was ist eigentlich aus all den Freunden geworden, die ihr via Blog schon kennengelernt habt?


Sonja, das Mädchen, gehört nicht dazu.
David Katsigazi. Er hat geheiratet. Eine liebevolle Schwester aus Kabale. Margaret. Sie ist eine eifrige Schwester, die immer wieder als Hilfspionier dient. Sie ist sehr ehrgeizig, denn wenn sie zwischen 30 und 50 Stunden wählen kann, dann wählt sie 50. Carmen bot ihr an sie mal mit in den Dienst zu nehmen, damit sie „chli Stonde mache cha“. Sie waren 9 Stunden im Dienst, was für unser Klima hier wirklich die Schmerzgrenze ist. Margaret war am nächsten Tag zwar wieder auf den Beinen, doch musste sie Schmerzmittel nehme um ihren Muskelkater zu bekämpfen… Dieses Ereignis hat Carmen den Spitznamen „Sister-killer“ eingebracht. Aber das ist natürlich nur als Scherz gemeint.

Zurück zu David. Er ist immer noch Übersetzungsbüroaufseher und leitet ein nun 8 köpfiges Übersetzungsteam. Dieses arbeitet 160 Stunden im Monat an neuer Biblischer Literatur. Ein absoluter Meilenstein ereignete sich diesen Monat...


Der Wachtturm in Runyankore – die 209. Sprache


Für Juli haben wir die Öffentlichkeitsausgabe des Wachtturms in Runyankore erhalten. Es ist eine Kombination aus augewählten Artikeln der englischen Ausgabe und allen Studienartikeln. So ist eine weitere Sprache ist erschlossen.

Stellt euch die Freude unter den Brüdern und Schwestern vor. Manche von ihnen haben 20 Jahre auf diesen Moment gewartet. Mit Tränen in den Augen drückte eine Schwester ihren Wachtturm an die Brust und gab ihrer Freude vollen Ausdruck.

Stellt euch vor, wie es wäre, wenn alles, was du über Jehova weißt, du in einer Sprache gelesen hast, die nicht deine Muttersprache ist. Das Englisch Simplified war für viele bereits eine enorme Erleichterung, doch nun endlich. Der Wachtturm, er verkündet Jehovas Königreich nun auch in RR (die theokratische Abkürzung für alle Literatur in Runyankore).

Den Königreichsdienst (Faltblatt für organisatorische Angelegenheiten und Anweisungen für den Predigtdienst, er wird nur an aktive Zeugen Jehovas abgegeben) gibt es seit Februar dieses Jahres. Zur Zeit arbeiten die Übersetzer an den griechischen Schriften der Heiligen Schrift.

Es ist interessant hinter die Kulissen eines Übersetzungsbüros zu sehen. Sie sind zum Beispiel im Wachturm immer 5 Monate voraus. Die Übersetzer arbeiten meistens in dreier Teams und es wird ein vierter „Proof-reader“ (Gegenleser) hinzugezogen um wirklich jegliche Fehler auszumerzen.

Ist es nicht toll wie wunderbar alle diese Brüder arbeiten? Keiner von diesen besuchte die Universität, keiner von ihnen hat irgendwelche Diplome in Linguistik. Aber Jehova gebraucht sie. Jesus drückte es so schön aus, als er sagte: „Ich preise dich öffentlich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du diese Dinge vor den Weisen und Intellektuellen verborgen und sie Unmündigen geoffenbart hast. . .(Matthäus 11:25)


David ist ein viel beschäftigter und gefragter Mann, denn er dient zugleich als Wachtturmstudienleiter, Sekretär, Dienstaufseher, Schuldiener und Koordinator der Ältestenschaft (All dies sind Dienstämter, die zum Wohl, zur Belehrung und zur Organisation einer Versammlung beitragen). Ja im Moment, weil Hideki, unser anderer Ältester noch für 3 Wochen in Japan weilt, ist er ziemlich ausgelastet. Aber er macht seine Arbeit sehr gut und ist immer für ein Wort zu haben. Er hat auch gelernt zu delegieren. Wir lieben ihn sehr. Er ist ein enorm scheuer, unauffälliger und absolut demütiger Mann. „Katsigazi“ bedeutet in Runyankore „Jüngling“. David hat ein sehr großes Charisma. Es gehen Gerüchte um, dass er körperlich enorm stark ist, was von seiner Vergangenheit auf den Feldern in Ibanda herrührt. Und das stimmt`

Er ist der der Armin Beetschen von Uganda. Sehr unscheinbar, sehr demütig, aber enorm viel Verantwortung.



Dann wäre da Asumpta. Sie ist immer noch im Übersetzungsteam, aber nicht mehr als einzige Frau. Sie sind nun zu dritt. Sie liebt den Dienst so sehr und so ist für sie recht schwer im Bethel, da sie da weniger im Dienst stehen kann. Doch sie dient gern in ihrer Zuteilung und ist immer fröhlich und hilfsbereit. Sie ist eine enorm großzügige Schwester. Wenn wir im Bethel einen Besuch machen, kannst du das Bethel kaum ohne etwas zu essen von Asumpta verlassen.

Sie hat eine heftige Vergangenheit. Von ihrer Religion nicht ernstgenommen, von ihren Verwandten ausgenutzt und verachtet, von der Schule verwiesen, da ihre Schulgebühren nicht bezahlt wurden. Einmal wurde ihr alles Geld gestohlen und einmal raupte ihr ein Feuer alle Besitztümer. Doch all dies hat sie, wie sie selbst sagt, mit Jehovas Hilfe überstanden und ist heute glücklicher und behüteter denn je.



Und Jefferson ist immer noch der kleine, zarte, scheue Junge. Doch seine Lesetechnik hat sich enorm verbessert. Er liest schön moduliert, flüssig und sein Stimmchen ist zu einer Stimme geworden.

Er ist ein guter Junge. In der Schule nennen ihn alle „Pastor“, weil er immer predigt und Traktate verteilt. Vier seiner Schulkollegen sitzen jeden Sonntag in der vordersten Reihe in der Versammlung und geben gute Kommentare. Ja, ich fragen uns manchmal, ob wir mit 12 Jahren auch schon so freimütig und unerschrocken für die Wahrheit eingestanden wären…








Die Brüder hier sind uns sehr ans Herz gewachsen. Sie sind zwar von der Kultur her völlig anders als wir, doch ist es der gemeinsame Glaube, der uns zusammenhält und uns vereint. Dies ist unbeschreiblich schön. Wir sind gerne hier und laden jedes Wochenende andere Brüder und Schwestern zum Essen ein. So lernen wir alle viel besser und schneller kennen.







Hier noch ein paar Eindrücke, die uns interessant erschienen...

Ein typischer Kleider Markt. Da löst sich förmilich die Netzhaut...






Während diesem Markt, haben wir eine wahren Mähdrescher kennengelernt....


"Big is Beautiful..." Das sagen zumindest die Afrikaner









Wir werden immer wieder vor Fallen gwarnt, die Satan braucht um uns zu verführen.
Hier ist eine Heuschreken Falle abgebildet. Im Moment ist Heuschrekensaison. Wir spielen also Johannes der Täufer und... na ja, wir probieren Heuschrecken zu essen. Es ist sehr speziell, doch enorm proteinhaltig...
Aber es gehört definitiv nicht zu unserem Tagesspeiseplan...

Das Licht zieht die Heuhschrecken an, sie möchten sich auf den Blechen niederlassen rutschen aber in die darunter montierten Plastiksäcke und werden gefangen. Am nächsten Tag, reissen hunderte von Frauen den noch lebenden Heuschrecken die Beine und Flügel ab und kurz danach werden sie im heissen Öl fritiert...



Bis bald und geniesst euren Gruyère, euer "Cord en bleu", euren Salat, oder was es sonst noch alles so feines zu essen gibt... Ach wir müssen aufhören...

4 Kommentare:

  1. Schöner Eintrag Bruder. Danke! jaja, sollen sie ruhig ihren Grüjer und ihr Gordomblö genissen. Wir Fleischfresser begnügen uns dann mit der grössten Quantität in bester Qualität! :-) Macht weiter so und passt auf euch auf! Liebe Grüsse aus Argentinien!

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  2. Hallo ihr Lieben,
    Schön, von euch zu lesen. Es ist immer wieder schön zu sehen, wie bei euch das Leben ist.
    Wir sind überzeugt, dass auch ihr euren Schritt nicht bereut und Jehova euch sehr segnet!
    Für ihn im Dienst zu stehen ist das schönste, was man tun kann!
    Mit lieben Grüssen aus Bolivien,
    Sarah & Michael

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  3. Hallo Ihr zwei
    Vielen Dank für eure tollen Erfahrungen! Es tut richttig gut von euch zu lesen!
    Wir wünschen euch weiterhin Jehovas Segen!
    Grüsse
    Rafael und Jessica (Schweter von Agostino :-))

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  4. Dear Johnny & Carmen
    Last but not least we started reading your blog and were rather shocked to hear that Carmen has not been well. Has she recovered from her illness? Please do let us know. We sincerely hope that you are enjoying the time in Africa. Should you have to come home - dont worry. You can serve Jehovah anywhere - even in Switzerland :-) Miss you a lot, fondest love Brigitte & Edi

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